Markus Winkler hält ein weiß gerahmtes Foto seines Sohnes Paul beim Skifahren. In knallgrüner Skihose steht der Bub auf der Piste und grinst. Winkler holt das Fotoalbum aus dem Wohnzimmerkasten: Er und Paul in der Liliputbahn, im Schwimmbad, im Kino. Kinderschrift neben Einladungen zu Geburtstagsfeiern, Eintrittskarten neben Fotos von der Familie.
Nur aktuelle Bilder hat Markus Winkler nicht. Das Album endet vor etwa acht Jahren. An dem Tag, an dem ihm Paul genommen wurde, so sagt es sein Vater. Seither lebt Paul fast durchgehend woanders, Markus Winkler ist nicht mehr für das Kind zuständig, nur mehr für die Fotos.
Die Probleme fingen an, als Paul nicht zur Schule gehen wollte, er war etwa zwölf. „Ich kann so schwer streng sein", sagt sein Vater. Versucht hat er es trotzdem: Jeden Morgen weckte er Paul. „Ich habe Bauchweh" oder „Mir ist übel", sagte der Bub dann. In die Schule ging er nur noch alle paar Tage, jeder Morgen war ein Kampf. Irgendwann wusste Winkler nicht weiter: Er rief das Jugendamt an, bat um Hilfe.