Sie versuchen aus ihrer Beziehung kein Thema zu machen, sagen Gideon und Simone. "Aber die Schüler sind neugierig und geben uns Ratschläge"
mit Selina Thaler
Sie: Ursprünglich wollten wir nach dem Studium nicht Lehrer werden, sondern andere Berufe ergreifen.
Er: Nach ihrem Magister in Theaterwissenschaften hat Simone Arbeit gesucht, was sich aber als nicht so einfach herausstellte. Und bei mir war es so, dass der Betreuer meiner Abschlussarbeit ins Burnout schlitterte. Mit 27 haben wir uns dann also die Frage gestellt: Wie machen wir weiter? Schließlich haben wir uns dafür entschieden, unser Leben umzukrempeln, nochmal neu anzufangen und haben uns an der Pädagogischen Hochschule inskribiert.
Sie: Wir wussten, dass wir das gemeinsam durchziehen müssen. Alleine hätten wir das nicht geschafft. Ein Fach wollten wir gemeinsam machen: Geschichte. Das war zuvor schon ein gemeinsames Interesse von uns. Wir haben dann auch unsere Bachelorarbeit zusammen geschrieben, wir hatten ein Thema, das wir uns aufgeteilt haben. Das Ergebnis war wirklich gut, besser als wenn ich alleine einen Text schreibe.
Er: Schon an der Uni haben wir gemeinsam ein Wahlfach besucht und gemerkt: Es macht ziemlich viel Spaß, etwas gemeinsam zu machen, es ist leichter. Was ebenfalls schön war, war die Aussicht: Wir haben danach denselben Beruf, können vielleicht gemeinsam arbeiten. Das hat uns auch bestärkt, uns an den gleichen Schulen zu bewerben. Es war also kein Zufall, dass wir nun an der gleichen Schule unterrichten.
Sie: Dass aber dann gerade unsere Fächer – Englisch, Deutsch und Geschichte – zu besetzen waren, war aber Zufall. Es freut uns, dass es geklappt hat. Aber es ist auch klar, dass nicht jeder so arbeiten will oder kann. Aber wir kommen einfach gut miteinander aus.
Er: Simone ist eine Riesenunterstützung für mich. Wenn ich heimkomme und einen anstrengenden Tag hinter mir habe, weiß ich: Sie versteht, was ich sage. Ich bekomme echte Hilfe, weil sie die Situation kennt und nachvollziehen kann, worum es geht. Wir kennen auch beide die Schüler, die anderen Lehrer. Da sind die Probleme oft viel schneller gelöst.
Sie: Was natürlich ein Nachteil ist: Man spricht dadurch sehr viel über den Beruf. Das liegt aber auch daran, dass es ein sehr sozialer Beruf ist. Die Kinder liegen uns am Herzen. Dazu kommt, dass in unserem Umfeld auch viele Lehrer sind. Und wenn Lehrer zusammen sind, reden sie halt viel über die Schule. Aber vielleicht würden wir auch viel über unsere Arbeit reden, wenn wir unterschiedliche Berufe hätten, die uns wichtig sind.
Er: Manche Dinge lassen einen eben nicht los. Nach der Schule gehen wir oft zu Fuß nach Hause und tauschen uns aus. Wir versuchen, das meiste zu besprechen, bevor wir daheim sind. Doch auch in der Freizeit denken wir viel über den Unterricht nach, wenn wir was für den Geschichtsunterricht sehen. Zuletzt zum Beispiel in unserem Urlaub in Athen, wo wir überlegt haben, wie man eine Postkarte der Akropolis im Unterricht einsetzen könnte.
Sie: Man muss bei dem Beruf wirklich aufpassen, dass man nicht ständig gedanklich im Unterricht ist. Umgekehrt ist in der Schule Privates gar kein Thema, als Lehrer steht man ja nicht als Privatperson an der Tafel.
Er: Die Schultüre geht auf, und wir schalten um. Wir stellen unsere Beziehung nicht zur Schau, knutschen nicht wild am Gang herum. Natürlich treffen wir uns immer wieder in den Pausen, im Stiegenhaus, am Gang, beim Kopierer. Das beruhigt mich, ich sehe, die Simone ist da, alles ist gut.
Simone E. und Gideon L. (beide 35) sind seit 14 Jahren zusammen und unterrichten seit dreieinhalb Jahren an einer Wiener Schule.
Original
mit Selina Thaler
Sie: Ursprünglich wollten wir nach dem Studium nicht Lehrer werden, sondern andere Berufe ergreifen.
Er: Nach ihrem Magister in Theaterwissenschaften hat Simone Arbeit gesucht, was sich aber als nicht so einfach herausstellte. Und bei mir war es so, dass der Betreuer meiner Abschlussarbeit ins Burnout schlitterte. Mit 27 haben wir uns dann also die Frage gestellt: Wie machen wir weiter? Schließlich haben wir uns dafür entschieden, unser Leben umzukrempeln, nochmal neu anzufangen und haben uns an der Pädagogischen Hochschule inskribiert.
Sie: Wir wussten, dass wir das gemeinsam durchziehen müssen. Alleine hätten wir das nicht geschafft. Ein Fach wollten wir gemeinsam machen: Geschichte. Das war zuvor schon ein gemeinsames Interesse von uns. Wir haben dann auch unsere Bachelorarbeit zusammen geschrieben, wir hatten ein Thema, das wir uns aufgeteilt haben. Das Ergebnis war wirklich gut, besser als wenn ich alleine einen Text schreibe.
Er: Schon an der Uni haben wir gemeinsam ein Wahlfach besucht und gemerkt: Es macht ziemlich viel Spaß, etwas gemeinsam zu machen, es ist leichter. Was ebenfalls schön war, war die Aussicht: Wir haben danach denselben Beruf, können vielleicht gemeinsam arbeiten. Das hat uns auch bestärkt, uns an den gleichen Schulen zu bewerben. Es war also kein Zufall, dass wir nun an der gleichen Schule unterrichten.
Sie: Dass aber dann gerade unsere Fächer – Englisch, Deutsch und Geschichte – zu besetzen waren, war aber Zufall. Es freut uns, dass es geklappt hat. Aber es ist auch klar, dass nicht jeder so arbeiten will oder kann. Aber wir kommen einfach gut miteinander aus.
Er: Simone ist eine Riesenunterstützung für mich. Wenn ich heimkomme und einen anstrengenden Tag hinter mir habe, weiß ich: Sie versteht, was ich sage. Ich bekomme echte Hilfe, weil sie die Situation kennt und nachvollziehen kann, worum es geht. Wir kennen auch beide die Schüler, die anderen Lehrer. Da sind die Probleme oft viel schneller gelöst.
Sie: Was natürlich ein Nachteil ist: Man spricht dadurch sehr viel über den Beruf. Das liegt aber auch daran, dass es ein sehr sozialer Beruf ist. Die Kinder liegen uns am Herzen. Dazu kommt, dass in unserem Umfeld auch viele Lehrer sind. Und wenn Lehrer zusammen sind, reden sie halt viel über die Schule. Aber vielleicht würden wir auch viel über unsere Arbeit reden, wenn wir unterschiedliche Berufe hätten, die uns wichtig sind.
Er: Manche Dinge lassen einen eben nicht los. Nach der Schule gehen wir oft zu Fuß nach Hause und tauschen uns aus. Wir versuchen, das meiste zu besprechen, bevor wir daheim sind. Doch auch in der Freizeit denken wir viel über den Unterricht nach, wenn wir was für den Geschichtsunterricht sehen. Zuletzt zum Beispiel in unserem Urlaub in Athen, wo wir überlegt haben, wie man eine Postkarte der Akropolis im Unterricht einsetzen könnte.
Sie: Man muss bei dem Beruf wirklich aufpassen, dass man nicht ständig gedanklich im Unterricht ist. Umgekehrt ist in der Schule Privates gar kein Thema, als Lehrer steht man ja nicht als Privatperson an der Tafel.
Er: Die Schultüre geht auf, und wir schalten um. Wir stellen unsere Beziehung nicht zur Schau, knutschen nicht wild am Gang herum. Natürlich treffen wir uns immer wieder in den Pausen, im Stiegenhaus, am Gang, beim Kopierer. Das beruhigt mich, ich sehe, die Simone ist da, alles ist gut.
Simone E. und Gideon L. (beide 35) sind seit 14 Jahren zusammen und unterrichten seit dreieinhalb Jahren an einer Wiener Schule.
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