Campus Magazin: Was hast du auf Lehramt studiert und mit welchem Ziel oder Motivation?
Stefan: Angefangen hab ich mit Informatik, Mathe und katholischer Religionslehre. Letztlich abgeschlossen habe ich Theologie und Geschichte - in diesen beiden Fächern absolviere ich auch mein Referendariat. Für ein Lehramtsstudium habe ich mich vor allem entschieden, weil ich während meiner Oberstufenzeit sehr aktiv in der kirchlichen Jugendarbeit war. So war ich es gewohnt, vor Gruppen von Kindern und Jugendlichen zu stehen - das hat mir viel Spaß gemacht. Von vielen meiner eigenen Lehrer war ich enttäuscht: Obwohl das Fach grundsätzlich spannend war, fand ich die Art und Weise, wie wir uns damit beschäftigt haben, oft langweilig und unergiebig. Das Gefühl, dass meine eigene Meinung nicht akzeptiert wird, weckte in mir das Bedürfnis, "ein besserer Lehrer" zu werden.
Ich komme aus einem Lehrerhaushalt und hatte immer den Eindruck, dass meine Eltern ihren Beruf gerne machten, auch wenn er manchmal sehr stressig war. Allerdings hatte ich durch diese Situation wenig Einblick in andere Berufsfelder - und auch bei der Berufsberatung oder an Hochschultagen wurden mir andere Jobs nicht schlüssig präsentiert.
CM: Wo stehst du jetzt beruflich oder was sind deine (Alternativ)-Pläne?Momentan mache ich mein Referendariat an einem Gymnasium in Münster. Da meine Fächer in der Kombination nicht wirklich stark gesucht sind, kann es gut sein, dass ich im Mai, wenn mein Referendariat endet, ohne Job dastehe. Wirkliche Pläne für die Zeit danach habe ich noch nicht. Auch während des Studiums habe ich viel in der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gearbeitet, so dass ich vielleicht auch eine Stelle in diesem Bereich bekommen könnte. Ein weiteres Studium reizt mich gerade wenig. Die Studienzeit habe ich zwar sehr genossen - aber nach einer wirklich langen Ausbildungszeit würde ich auch gerne mal Geld verdienen.
CM: Was läuft deiner Meinung nach schief, dass so viele Lehrer auf der Straße stehen?Meiner Meinung nach gibt es gar nicht zu viele Lehrer. Es mangelt eher an der Bereitschaft, in Bildung und damit die Zukunft unseres Landes zu investieren. Der heutige Job eines Lehrers ist ungemein anspruchsvoll: Dazu gehören große Klassen mit sehr unterschiedlichen Schülerinnen und Schülern, die alle individuell gefördert werden sollen. Es wäre sicher sinnvoll, den Betreuungsschlüssel zu erhöhen - gerade, wenn die Zahl der Schüler mit besonderem Förderbedarf, Stichwort Inklusion, weiter steigt. Viele Formen der Professionalisierung wie Team-Teaching, gegenseitige Unterrichtshospitationen oder Fortbildungen sind derzeit fast unmöglich, obwohl sie den Unterricht letztendlich für alle verbessern würden.
Ein anderes Problem besteht meiner Meinung nach darin, dass lange nur Lehrer ausgebildet wurden, deren Abschluss zu keinem anderen Job qualifizierte. Im Zuge des Bologna-Prozesses sollte dem ja entgegengewirkt werden - stattdessen sind dadurch überfrachtete und überreglementierte Studienordnungen entstanden, die das Studium zu einer verschulten Veranstaltung haben werden lassen. Auch das Lehramtsstudium hat deshalb sehr wenig mit dem angestrebten Beruf zu tun: Der Didaktikanteil nur in den seltensten Fällen etwas mit dem Alltagsleben der Schule zu tun. Das müsste man stärker verzahnen, ohne natürlich die Fachwissenschaft zu ersetzen. Die Orientierungspraktika und Praxissemester, in denen Studierende lange Zeit in der Schule hospitieren, aber nicht unterrichten, halte ich aber für wenig hilfreich.