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Roman Kadera: Vom Eishockey zum Hundesalon

Kadera mit Freu in Kind in seinem Hundesalon

"Im Spiel gegen die Eisbären vor zwei Jahren hat der Typ die Gegner ausgetanzt", schwärmen die EHC-Fans in der fudder-Redaktion. Obwohl das entfant terrible Roman Kadera nur wenige Male für den EHC Freiburg gespielt hat, bis er entlassen wurde. Inzwischen betreibt Kadera ein Geschäft für hochpreisige Hundemode in Prag. Wir haben ihn dort besucht und zu seinem umstrittenen Rausschmiss in Freiburg befragt.

"Zu gut für die Mannschaft"

Als Zweijähriger steht Roman Kadera zum ersten Mal auf Schlittschuhen. 22 Jahre später, 1998, wird der Nachwuchsspieler Zweiter der Gesamtwertung der obersten tschechischen Eishockeyliga. Kadera wechselt in den kommenden Jahren Verein nach Verein und erwirbt sich damit den Ruf eines enorm talentierten, jedoch schwierigen Einzelkämpfers. Nach seinem umstrittenen Abschied vom EHC Freiburg im Herbst 2005, den Trainer und Vereinsleitung damit begründen, dass der Tscheche "zu gut für die Mannschaft" sei, hört man lange nichts von ihm.

Sogar bei seinen Fans hat der 34-jährige Angreifer inzwischen den Ruf einer launischen Diva. Probeengagements in der Schweiz (Rapperswil) und in der Slowakei (Bratislava) scheitern bereits nach wenigen Wochen. Zwei Jahre später jedoch taucht der Name Roman Kadera wieder auf, im tschechischen Handelsregister: Der ehemalige Nachwuchsstar hat in Prag ein Geschäft für Luxus-Hundemode eröffnet.

Wer heute ein Interview mit Roman Kadera möchte, verhandelt am Besten mit seiner Frau - sie macht die Termine für Geschäft und Familie. Das junge Paar lebt außerhalb von Prag, in Jihlava (Iglau) und kommt nur gelegentlich in die Hauptstadt, um im Salon "Pedrodog" nach dem Rechten zu sehen. Dort zeigt Kadera Gästen einige exklusive Artikel, die man in seiner Boutique erwerben kann, bevor er sich es auf dem roten Polster eines Barocksessels bequem macht und zu erzählen beginnt - von seinem Werdegang in der tschechischen Profiliga und dem Wechsel zum EHC.

"Ich habe verdammt gute Erinnerungen an Freiburg. Ich war zufrieden, meine Frau war zufrieden, das ganze Einleben verlief problemlos. Und schließlich haben wir uns aus Freiburg ein schönes Andenken mitgebracht: meine Tochter Natalia."

Die Eineinhalbjährige spielt auf dem Ladentisch mit einem rosafarbenen Hundehalsband, das umgerechnet rund sechzig Euro kostet. So viel Luxus können sich wenige Tschechen leisten, aber um eine Boutique wie "Pedrodog" zu halten, braucht man nicht hundert, sondern lediglich zehn Kunden im Monat. Betrieb herrscht genug. "Wir bieten sogar die Kleidung an, die Paris Hilton ihrem Hund anzieht", sagt Kadera und zeigt auf goldgerahmte Fotos der Hotelerbin, die in verschiedenen Ecken des kleinen Geschäfts hängen.

Er wollte schon immer sein eigener Chef sein, sagt der ehemalige Spitzensportler. Inzwischen sei er stolz, der Besitzer des ersten Hundemode-Salons in Tschechien zu sein. Vor fünf Jahren wäre ihm diese Vorstellung seltsam vorgekommen. Aber damals hatte seine Frau einen Chihuahua und die entscheidende Idee. Also hat Roman Räume gemietet, tapeziert, Paris-Hilton-Coverfotos gerahmt und eine Verkäuferin eingestellt.

Das mit dem Eishockey, sagt Kadera, das sei vorbei. "Obwohl meine Freunde immer sagen: ,Komm, wir gehen eine Runde spielen.' Aber ich bin 34 und wollte immer eine Familie. Bevor ich abends Eishockey spiele, spiele ich lieber mit meiner Tochter." Der Hundeausstatter: topfit, sonnengebräunt und augenscheinlich glücklich. Er hatte wohl so seine Probleme damit, die Spielstrategie seines Teams nicht unabhängig vom Trainer bestimmen zu können. Und hat sich nun als Unternehmer ein Leben geschaffen, in dem er sich nicht unterordnen muss.

Den Rausschmiss beim EHC, den scheint er aber immer noch sehr zu bedauern.

"Die Mannschaft wollte mit dem Puck ein Kombinationsspiel prägen, aber der Trainer wollte, dass wir schneller aufs Tor schießen. So haben wir auch in Tschechien nie gespielt, das ist sehr uneffektiv. Das habe ich ihm ziemlich deutlich gemacht, und bald darauf wurde ich angerufen, dass Schluß ist. Das war für mich ein Schlag unter die Gürtellinie."

Wie deutlich Kadera seinen Standpunkt gemacht hat und ob dies tatsächlich der einzige Grund war, ihn auf die Straße zu setzen, lässt sich im Nachhinein schwer beurteilen. Fest steht: wenn der punktbeste Spieler einen europäischen Stil verlangt und der Trainer einen kanadischen, dann muss einer gehen. Später wurde auch Trainer Petr Obresa entlassen, aber da war Roman Kadera schon in Prag, seine Frau schwanger, und die Arbeit am Projekt "Pedrodog" hatte begonnen.

"Das spätere Argument, ich sei zu gut für den EHC, war eine Art Soße für die Leute, weil ich in dieser Zeit wirklich in Form war. Der Verein wusste, dass das bei den Fans auf großen Widerstand stoßen würde, wenn sie die Wahrheit sagen. Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat, aber mir tut es noch heute leid. Nach Freiburg zu gehen war, wie neues Blut in den Adern zu spüren."

Ein Wechsel mitten in der Saison ist schwierig. Während der folgenden Engagements in Rapperswil und in Bratislava hatte Kadera schon keine Lust mehr, sich mit den Trainern auseinander zu setzen.

Vielleicht hätte Roman Kadera eine beeindruckende Eishockeykarriere machen können, wenn er als Spieler kompromissfähiger gewesen wäre. So wird die Punktewertung 1998 der Höhepunkt seiner Karriere bleiben - in einer Saison, in der alle tschechischen Stars wegen einer Pause in der NHL in der gleichen Liga spielten. "Die habe ich fast alle geschlagen", erinnert sich Kadera lächelnd. "Wir wurden in diesem Jahr Vizemeister. Daran denke ich gerne zurück. Aber wenn ich heute Sport mache, spiele ich etwas Golf."

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