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Der große Austausch

Zum ersten Mal könnte Frankreich mit Marine Le Pen eine rechtsextreme Präsidentin bekommen. Rechte Intellektuelle spielen dabei eine erstaunlich wichtige Rolle

Ein ganz normaler Fernsehnachmittag vergangene Woche. Der Liberale Emmanuel Macron hatte die Präsidentenwahl knapp gewonnen und muss nun in die Stichwahl gegen Marine Le Pen. Der Sender CNews sendet 24 Stunden live Nachrichten aus Paris, das heutige Thema: Wie sehr sich das Religionsbekenntnis auf das französische Wahlverhalten ausgewirkt hat.

Die Moderatorin fragt: Könnte es bald ein landesweites Kopftuchverbot geben? Ja, sollte der rechtsextreme Rassemblement National die Stichwahl am 24. April für sich entscheiden. Drei Menschen werden befragt: eine Politikerin, sie unterstützt Macron, ein konservativer Bürgermeister und Laurent Ozon, der als „essayiste qui soutient Le Pen" vorgestellt wird, als Essayist und Le-Pen-Unterstützer.

Nicht nur auf CNews, auch auf den privaten Kanälen BFMTV oder FigaroTV laufen Talkshows in Dauerschleife. Fieberhaft und leicht pathetisch werden hier innenpolitische Themen debattiert. Doch Frankreich wäre nicht Frankreich, würde nicht eine gewisse Etikette eingehalten. Im Unterschied zum österreichischen Boulevard-TV haben abgehalfterte Ex-Politiker nichts in den Diskussionsrunden zu suchen. Nein, man achtet auf intellektuelle Gesprächspartner: Essayisten, Romanciers und Philosophen.

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