Ein Café an einer belebten Straße in Harare. Auf der großzügigen
Terrasse wartet Dominikus Collenberg auf einen Geschäftspartner, tippt
noch schnell eine Nachricht in sein Smartphone. Der Terminkalender des
blonden Unternehmers ist voll, sein Know-how gefragt. Dabei haben ihn
viele vor einigen Jahren noch für verrückt erklärt.
"Wir
sind im März 2007 nach Simbabwe gekommen. Unser Container war der
einzige, der im Eingangsbereich des Zolls stand. Und es waren 30 oder 50
Container im Export-Bereich. Das heißt, es haben zu dem Zeitpunkt fast
alle Menschen, die irgendwie konnten, versucht Simbabwe zu verlassen.
Und wir waren wirklich einige der ganz wenigen, die zu dem Zeitpunkt
hier angefangen haben."
Damals sind tausende weiße Landwirte
gewaltsam von ihren Farmen vertrieben worden, in Simbabwe herrschte
Hyperinflation, Misswirtschaft, politische Gewalt.Nicht gerade ein
ideales Investitionsklima. Doch der gelernte Biobauer und ehemalige
Entwicklungshelfer war überzeugt von seiner Idee: Bio-Kräuter, Gewürze,
ätherische Öle und Wildpflanzen für den internationalen Markt.
"Am
Anfang war es sicherlich so, dass uns alle mit großen Augen angeguckt
haben und es war eigentlich allen klar, dass wir uns in absoluten
Nischenmärkten befinden. Wir machen Kräuter und Gewürze, die dann auch
noch biologisch zertifiziert sind und jetzt auch noch Fair Trade
zertifiziert sind, wir machen das nach ethischen Richtlinien. Eigentlich
sind wir von allen Seiten mindestens belächelt worden, wenn nicht mehr.
Das hat sich relativ bald geändert und wir werden jetzt in der
Zwischenzeit ernst genommen und wir werden deswegen ernst genommen, weil
wir ökonomisch robust dastehen und ökologisch nachhaltig arbeiten."
Gut eine halbe Autostunde von Harare entfernt, in der ländlichen Region Domboshawa. Steinige Hügel prägen die Landschaft, im Tal mäandert ein Fluss, zwei Frauen mit bunten Kopftüchern und Kittelschürzen pumpen das Wasser auf ihre Felder.
Wir bauen Calendula, Kornblumen,
Ananas-Salbei, Thymian und viele andere Sorten an, die in Simbabwe
früher niemand kultiviert hat, erzählen Zvinaiye Chirinda und Nyepudzai
Sanyika stolz. Einige Pflanzen galten sogar als Unkraut. Auch die beiden
Frauen hielten Collenbergs Vision am Anfang für eine Schnapsidee. Aber
sie hatten nichts zu verlieren.
"Früher haben wir für die
weißen Farmer in der Gegend gearbeitet. Aber dann wurden sie vertrieben
und wir verloren unsere Jobs. Wir lebten damals von der Hand in den
Mund, konnten es uns nicht leisten unsere Kinder in die Schule zu
schicken und hatten kein Geld, um unsere eigenen Felder zu
bewirtschaften. Von Biolandwirtschaft hatten wir noch nie etwas gehört.
Aber sie kam uns entgegen: Wir brauchten keinen Dünger zu kaufen,
sondern lernten, wie man Kompost macht. Dass Pflanzen auch so gedeihen
können, war eine echte Offenbarung für uns."
Stolz zeigen
die beiden auf ihren hüfthohen Komposthaufen. Zvinaiye Chirinda verteilt
die dunkle Erde vorsichtig zwischen den jungen Sprösslingen. Nyepudzai
Sanyika beginnt Unkraut zu jäten. Die beiden gehörten zu den ersten der
mittlerweile 4500 Bauern und Wildkräutersammlern, die einen Vertrag mit
Collenbergs Firma "Organic Africa" unterschrieben haben. Seitdem hat
sich vieles verändert, sagen sie. Ein strahlendes Lächeln huscht über
die wettergegerbten Gesichter.
"Andere Bauern in der Gegend
verkaufen ihre Ernte auf dem lokalen Markt. Häufig ist das Angebot aber
so groß, dass sie auf ihren Tomaten, Spinat und Zwiebeln sitzen bleiben.
Wir dagegen erhalten immer den gleichen Preis in bar. Pro Saison
verdienen wir rund 400 Dollar. Daher kommt es vor, dass sich unsere
Nachbarn Geld leihen. Uns geht es besser als ihnen. Unsere Kinder gehen
zur Schule, wir können uns Hühner und Ziegen leisten und unsere Häuser
nach und nach ausbessern."
Die beiden Frauen schauen in den
Himmel. Die Sonne steht im Zenit. Gleich kommen die Kinder aus der
Schule. Zeit für’s Mittagessen.
Deutschlandradio Kultur | 19.11.2014
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