21.02.2018, 11:52 Uhr | Leonard Kehnscherper, sm, dpa
Sonne scheint durch Bäume: Investitionen in Wälder versprechen eine hohe Rendite. Doch Anleger sollten bei den Angeboten genau hinschauen. (Quelle: jotily/Getty Images)
Waldinvestments locken Anleger mit hohen Renditeversprechen. Zugleich tut man mit der grünen Geldanlage auch noch Gutes für die Umwelt. Doch Anleger sollten den Verheißungen nicht blind vertrauen. Hohe Erträge gehen nicht selten mit der Gefahr eines Totalverlustes einher.Anleger sollten bei ihrer Geldanlage nicht nur auf ein Pferd setzten, sondern sich breit aufstellen. Warum neben Aktien und Anleihen nicht auch Waldinvestments in das Portfolio aufnehmen? Zumal Anbieter bei der Investition in Holz mit Renditen von mehr als zehn Prozent werben.
Waldinvestments: Direktinvestition und Geschlossene FondsMit der Geldanlage in Wälder investieren Anleger in Hölzer wie Teak, Eukalyptus oder Kiefer, erklärt Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Ein Haken: Die Plantagen stehen häufig in fernen Ländern - etwa im südamerikanischen oder asiatischen Raum. Die Investition fängt bei der Bepflanzung der Bäume an und endet mit dem Abholzen der Bäume. Die Rendite entsteht durch den anschließenden Verkauf des Holzes.
"Die gängigsten Anlageformen sind hier Direktinvestments oder geschlossene Fonds", sagt Oelmann. Bei einem Direktinvestment investierten Anleger direkt in einzelne oder mehrere Bäume auf bestimmten Flächen. Gleichzeitig wird ein Vertrag mit einem Dienstleister abgeschlossen, der sich um die Bewirtschaftung der Bäume kümmert.
Geschlossene Fonds sind hingegen weniger individuell ausgestattet, so Oelmann. Anleger beteiligen sich als Geldgeber an einer Gesellschaft (zumeist Kommanditgesellschaft - KG), die die Waldgrundstücke erwirbt und für den Holzanbau aufforstet. Die Anleger beteiligen sich in der Regel ab einem fünfstelligen Betrag an der KG und werden Mitgesellschafter (Kommanditisten). Ist die Investitionssumme erreicht, wird der Fonds geschlossen. Damit ist das Kapital in der Regel über mehrere Jahre gebunden.
Wertzuwachs: Investition in Holz braucht ZeitKaufen und verkaufen, das geht nicht so einfach mit Waldinvestments. Einen Baum zu fällen, lohnt sich erst, wenn dieser eine bestimmte Größe erreicht hat, betont Andreas Görler, Vermögensverwalter bei der Wellinvest Pruschke & Kalm GmbH. "Das kann je nach Standort und Baumart mindestens 20, aber auch 100 Jahre dauern."
Dass Bäume über eine lange Zeit wachsen, hat Görler zufolge allerdings auch einen Vorteil: Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen steigt ihr Wert immer weiter - selbst in Krisenzeiten.
Risiken von Waldinvestments: Keine Sicherheiten und Gefahr von TotalverlustDoch das vermeintlich grüne Investment bringt Oelmann zufolge auch Risiken mit sich. So stellen Brände oder Unwetter aber auch Schädlinge sowie politische Unruhen eine Gefahr für die Geldanlage Wald dar. In diesen Fällen verlieren Anleger ihr investiertes Geld entweder teilweise oder gar komplett. Auf eine Einlagensicherung können Investoren bei Waldinvestments nicht hoffen.
Auch sollten Anleger die mitunter jahrzehntelangen Laufzeiten in ihre Investitionsplanung einkalkulieren. "Wer als Anleger vorzeitig aussteigen will, bezahlt das unter Umständen mit hohen Verlusten", sagt Oelmann. Nicht zuletzt besteht bei Direktinvestments ein Fremdwährungsrisiko. In Entwicklungs- und Schwellenländern müssen Anleger daher mit höheren Währungsschwankungen und Verlusten rechnen.
Waldinvestments: Ökologischer Gedanke nicht unbedingt im VordergrundWer sein Portfolio zum richtigen Zeitpunkt sinnvoll erweitern will, könne dies mit einem Investment in Holz durchaus tun, sagt Lothar Koch, Leiter Portfoliomanagement bei der GSAM + Spee Asset Management AG. Wer hingegen nur nach einer ökologischen Geldanlage sucht, sollte bei Waldinvestments genau hinschauen.
"Oft steht bei Holzplantagen der Gewinn im Vordergrund", sagt Koch. Bäume müsse man zum Beispiel enger pflanzen, damit sie möglichst schnell und gerade nach oben wachsen. Für die Bäume bedeute das eine gewisse Form von Stress.
Auch sozial ist ein Waldinvestment nicht immer: "Für die Menschen vor Ort ist man als Investor eine große Firma aus dem Ausland, die das Land günstig aufkauft und vielleicht sogar den kleinen Waldbauern verdrängt", erklärt Koch.
Altersvorsorge: Investments in Wälder nicht geeignetWegen ihres hohen Risikos sind Waldinvestments laut Oelmann für die meisten Anleger nicht geeignet. Auf keinen Fall sollten Anleger Geld, das sie für die Altersvorsorge oder anderweitig brauchen, investieren, rät die Expertin. "Waldinvestments kommen höchstens für Anleger infrage, die keine Risiken scheuen und den notwendigen finanziellen Spielraum mitbringen", sagt Oelmann.
Ob diese Investoren einen guten Anbieter finden, ist jedoch fraglich. So hat die Stiftung Warentest zuletzt in Deutschland zugelassene Waldinvestments verglichen: Alle bekamen die Gesamtnote "mangelhaft". Erwartete Holzpreise würden ohne belastbare Marktdaten angegeben, schrieben die Warentester in ihrem Bericht. "Ob nach vielen Jahren die in Aussicht gestellte Rendite erwirtschaftet wird, ist höchst ungewiss."
Exkurs: Nachhaltig investieren mit grünen AktienNachhaltig können Anleger auch auf Aktien setzen. Eine erste Orientierungshilfe bietet der Natur-Aktien-Index (NAI), der 30 internationale Unternehmen umfasst und seit 1997 berechnet wird. Die Unternehmen werden nach besonders konsequenten Kriterien als erfolgreiche Öko-Vorreiter ausgewählt.
Ausschlusskriterien sind unter anderem: Atomenergie, Waffenproduktion, Diskriminierung von Frauen, Diskriminierung von sozialen oder ethnischen Minderheiten, Kinderarbeit, Tierversuche, Gentechnik in der Lebensmittelproduktion, Erzeugung von ausgesprochen umwelt- oder gesundheitsschädlichen Produkten u.a.