Rund 1,5 Millionen Menschen sind seit Kriegsausbruch aus der Ost-Ukraine geflohen. Der Staat lässt sie im Stich. Deshalb bleibt einigen nur ein Neustart in einer Region, aus der die Menschen ebenfalls einst fliehen mussten: Tschernobyl.
Langsam ruckelt der Trecker über den sandigen Feldweg, biegt dann rechts auf einen Acker und hält an. Aus der Fahrerkabine springt ein breit gebauter Mann mit kantigem Gesicht aus der Fahrerkabine. Aleksej Kuschnarenko. Mitte 40, ein Anpacker, ein Optimist. Auf ihn warten schon zwei seiner Mitarbeiter. Gemeinsam hieven sie schwere weiße Säcke vom Anhänger.
Wenig später springt die große Saatmaschine an. Behäbig zieht sie ihre Bahnen, verteilt die Buchweizensamen in der schwarze Erde. Jenem ukrainischem Boden, der eigentlich für seine Fruchtbarkeit bekannt ist. Eigentlich. Doch liegt Aleksejs Feld keine zwei Autostunden vom ehemaligen Atomkraftreaktor in Tschernobyl entfernt. Und über den Boden zog vor 34 Jahren eine radioaktive Wolke hinweg, die blühende Wiesen und Felder verseucht hat.
"Hier hat von einem auf den anderen Tag alles geschlossen und es gab keine Arbeit. Die Leute haben ihre Häuser aufgegeben und sind weggezogen an verschiedene Orte. Die Region ist verfallen."
Ausgerechnet dort sät und erntet Aleksej Kuschnarenko Getreide. Und schafft damit Jobs. Endlich gebe es wieder Arbeit, berichten seine Mitarbeiter. Früher mussten sie dafür weit fahren.
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