Während Hass und Hetze im Netz, und Stammtischparolen gegen Geflüchtete immer lauter werden, scheinen Gegenstimmen immer leiser zu werden. Lena und Carolina beschließen, dem Alltagsrassismus offensiv entgegenzutreten.
Wie reagiert man am besten bei Rassismus und Vorurteilen? Simone Rafael ist eine Expertin gegen Hate Speech - und sie empfiehlt:"Die Syrer, die Deutschen, die Türken: gibt es ja nicht. Ich versuche immer meinem Gegenüber zu sagen: Bist du die Berliner oder bist du die Kölner oder ähnliches? Die meisten Leute natürlich: Nein." Um Rassismus zu entkräften helfe gezieltes Nachfragen, sagt Rafael. Argumente aber nicht immer: "Natürlich bin ich für Argumente. Aber es ist immer eine Frage mit wem man spricht und was der Rahmen ist."
Der erste Teil des Experiments findet im echten Leben statt: unter anderem waren sie in einem Kiosk in Köln. Die Parolen und Sprüche, die sie dort an einem Freitagabend hören, wollen sie nicht unkommentiert stehen lassen. Die beiden Reporterinnen stehen an einem Stehtisch vor dem Kiosk. Dort treffen sie auf einen Familienvater und sprechen über Integration. Ein Begriff mit dem Lena und Caro sich schwertun:
Mann: "Als integriert würde ich bezeichnen, wenn die Gäste halt sich an unsere Gepflogenheiten halten?"
Lena: " Was sind denn die Gepflogenheiten, die wir Deutschen haben?"
Mann: "Nein, die Gepflogenheiten der Deutschen meine ich jetzt gar nicht. Ich meine eher die Gepflogenheiten, von denen die hier einreisen und wohnen möchten. Sprich, Verschleierung beispielsweise, dass es halt bei uns nicht so angesagt ist, dass man sich verschleiert."
"Ich finde an seinen Aussagen einiges nicht ok", sagt Lena. "Dass er bei Migranten von 'Gästen' spricht. Das klingt, als würden die hier auf seine Kosten Urlaub machen. Ich sag ihm, dass laut Studien Migranten dem Staat langfristig Gewinn durch Steuern bringen. Und dass man DEN Geflüchteten nicht immer DAS Kopftuch überstülpen kann, weil darunter auch Atheisten oder Christen sind." Er lenkt dann ein:
Mann: "Es hat einfach nur mit der Wahrnehmung zu tun, weil ich weder den einen noch den anderen kenne."
Schließlich folgt der schwerste Schritt: Lena und Caro wagen die Diskussion mit Freunden, Familie und Menschen aus ihrem Bekanntenkreis.
"Unser Coach sagt, dass wir argumentativ den meisten Einfluss auf Leute nehmen können, die uns kennen und schätzen: deshalb bei rassistischen Kommentaren in Whats-App-Gruppen, in der Schule, am Arbeitsplatz - immer dagegenreden", so Lena. Viele Gespräche, die die beiden geführt haben, liefen erfolgreich - das Gegenüber lenkte ein. "Teilweise haben Bekannte sich auch bedankt für den Perspektivwechsel. Andere sind bei ihrer Meinung geblieben: Aber oft bekommen ja auch andere so ein Gespräch und dadurch eine andere Wahrheit mit und vielleicht Mut, auch mehr dagegen zu halten", resümiert Lena das Experiment.