Junge Menschen aus Syrien, Afghanistan oder Irak, die vor Kriegen nach Münster geflohen sind und hier ein neues Leben beginnen, werden zur Sprachförderung oft in Extra-Klassen unterrichtet. Deshalb haben viele kaum Kontakt zu den Mitschülern, die schon länger hier leben. Damit sich das am Ketteler-Berufskolleg in Münster ändert, hat sich eine Schülergruppe aus Jugendlichen der IFK - der internationalen Förderklassen - und den konventionellen Klassen unter der Leitung von Journalistin Lena Gilhaus zusammen getan und das Projekt "Klassentreffen" gestartet.
Die Redaktionsgruppe beschäftigt sich neun Monate lang damit, einander besser kennenzulernen und herauszufinden, wie Rassismus und Ausgrenzung entstehen und überwunden werden können. Ihren Weg aufeinander zu dokumentieren sie mit Kameras und Smartphones. Als Ergebnis wird die Gruppe verschiedene journalistische Berichte in Bild und Ton veröffentlichen und im Verlauf der Projektphase ihre Beobachtungen und Erkenntnisse in den Unterricht einbringen, um auch bei ihren Mitschülern Sensibilität für das Thema zu erzeugen. Seit Januar 2017 macht auch eine Gruppe Jugendlicher aus dem Projekt „Angekommen in deiner Stadt Münster" mit, die im JAZ in Deutschkursen unterrichtet werden und gern mehr Kontakt zu Einheimischen hätten. Das Projekt vermittelt neben journalistischen auch medientechnische Kenntnisse und soll die Chancengleichheit auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt fördern. Die SchülerInnen haben bei ihren Interviews herausgefunden, dass viele Menschen ein diffuses Angstgefühl gegenüber Flüchtlingen haben. Sobald sich die Menschen aber kennenlernen, sehen sie ein Individuum vor sich und nicht mehr das Klischee oder eine bedrohliche Gruppe. Viele wollen gar nicht so fühlen und würden gern Kontakt zu den anderen aufnehmen, aber etwas hemmt sie. Außerdem haben sie erkannt, dass Aufklärung hinsichtlich internationaler politischer und wirtschaftlicher Missstände und Ungerechtigkeiten hilft, um Ablehnung gegenüber Flüchtlingen abzubauen. Das Projekt ist auf einen langen Zeitraum ausgelegt, um Entwicklungen zu dokumentieren. Die spannende Leitfrage ist, ob die Spaltung überwunden werden kann oder warum es am Ende nicht gelingt. Eine abschließende Antwort darauf gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. .
Aus der Zusammenarbeit sind mehrere Radiobeiträge entstanden, ein Film ist in Arbeit.