Mitten in der mittelalterlichen Altstadt von San Sebastian drängen sich Passanten durch die Gassen vor der großen Markthalle, vorbei an einer Mauer, die Künstler heute frei gestalten dürfen. Mit dabei ist Daniela Garreton. Die hübsche Chilenin hat lange dunkle Haare, trägt ein schwarzes Basecap und einen weißen Maleranzug und pinselt gerade einen großen Seemann auf die Mauer. Der Kopf ist noch eine Skizze, sein Pullover schon rotweiß und das Meer hinter ihm blau ausgemalt.
"Seit wir nach San Sebastian gezogen sind, habe ich meine beiden Passiones, meine Leidenschaften, zusammengebracht und angefangen, Seemänner, Fische und Möwen zu malen", sagt Daniela Garreton, "der Seemann ist eines meiner Lieblingsmotive, die sind so valientes, so mutig, weil das Leben so hart ist, die haben so einen Respekt vor dem Meer, die kennen jede Ecke, jede Wolke. Es ist fast so, dass das Meer eine Liebhaberin ist. Man hat oft eine sehr oberflächliche Beziehung zum Ozean, man sieht nicht, was dadrunter ist. Die wissen alles."
Die 34-Jährige ist in Chile aufgewachsen, hat in Hamburg Kunst studiert und wohnt seit 2010 in San Sebastian. Aus ihrer Kindheit habe sie auch die Leidenschaft für das Meer, sagt Danielas Mutter Veronika Romero, die gerade zu Besuch aus Chile ist und ihrer Tochter beim Malen zuschaut. "Chile hat 4.000 Kilometer Küste und seitdem sie ganz klein ist, habe ich sie mit zum Strand genommen", sagt Veronika Romero. Sie glaube an einen äußeren Einfluss bei allen Menschen.
Daniela malt nur Dinge, die mit dem Meer zu tun haben. Aber mit der kleinen Stoffmütze, dem langen Bart und dem gestreiften T-Shirt erinnert ihr Seemann auch an einen Hipster: Daniela muss darüber lachen: "Nee, ich glaube, die Hipster haben was von Seemännern. Seemänner haben immer schon lange Bärte, Bigote, und Schnurrbärte und tragen immer so Mützen." Genau deshalb kommen ihre Motive so gut an. Daniela hat mit den Schnurrbärten, Ankern und ähnlichem Co. einen Trend getroffen, große Surf- und Fashionlabels drucken ihre Bilder inzwischen auf Klamotten oder Surfboards. Viele Leute bestellen bei ihr Motive.
Reich ist sie damit noch nicht geworden, ohne ihren Mann, der einen festen Job hat, käme sie an manchen Monaten nicht über die Runden, erzählt sie. Trotzdem glaubt sie an sich und ihre Kunst "Ich male, was ich fühle, wenn ich keine emotionale Beziehung zu einem Motiv habe, dann male ich was anderes, so lange da eine Emotion ist, ist da auch eine mensaje, eine Botschaft, dann können die Leute etwas damit anfangen."