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Neubau für Bundespräsident soll 65 Millionen Miete kosten

Berlin. Das Schloss Bellevue muss erneut saniert werden. Der Bundespräsident soll dafür seinen ersten Amtssitz in Tiergarten zwischen 2025 und 2029 verlassen und gemeinsam mit seinem Stab in einem anderen Gebäude in Moabit untergebracht werden. Diese neue Residenz ist jedoch noch nicht gebaut worden. Sie soll an der Kreuzung von Elisabeth-Abegg-Straße und Alt-Moabit, gegenüber dem Kanzleramt, errichtet werden. Die Mietkosten für den Neubau, der nur vorübergehend genutzt wird, sollen insgesamt 65 Millionen Euro betragen.


Darüber berichtete zuerst die „B.Z.“. Auch das Bundespräsidialamt, direkt neben dem Schloss Bellevue ansässig, muss demnach renoviert werden. Auf Anfrage der Berliner Morgenpost bestätigte das Bundespräsidialamt, dass die Erneuerung der technischen Anlagen sowie eine Brandschutzsanierung in beiden Gebäuden „zwingend“ nötig sei und die Jahresmiete für den geplanten Neubau 13 Millionen Euro betrage.


Auf die Frage, ob nicht ein Bestandsgebäude genutzt werden könne, antwortet das Amt, die Alternativen „für die Zwischenunterbringung des Bundespräsidenten und der Belegschaft“ seien „intensiv und eingehend geprüft“ worden – ohne Ergebnis. Das liege zum einen an der schwierigen Lage des Berliner Büromarktes. Zum anderen daran, dass das Staatsoberhaupt als Schutzperson der Kategorie Eins ein Gebäude mit hohen Sicherheitsanforderungen brauche, das nicht gefunden werden konnte.


Der Bundespräsident soll zunächst für fünf Jahre in den Neubau in Moabit umziehen. Auch die 200 Mitarbeiter, die er beschäftigt, sollen mitkommen – sie könnten auch länger dort bleiben, falls nötig. Anschließend soll das Gebäude vom Bund genutzt werden.


Das Architektenbüro Gerkan Marg und Partner, das sowohl an den Planungen zum BER und als auch zum Hauptbahnhof federführend beteiligt war, soll die Sanierung des Schlosses nach denkmalgerechten Vorgaben durchführen. Die Gesamtkosten für die Arbeiten an beiden Gebäuden sollen im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen – und damit noch wesentlich teurer sein als der geplante Neubau.


Es sind nicht die ersten kostenintensiven Renovierungsarbeiten am Schloss. Dieses wurde bereits von 2004 bis 2006 für insgesamt 24 Millionen Euro saniert. Auch die damals amtierenden Bundespräsidenten Johannes Rau (SPD) und Horst Köhler (CDU) waren zum Umzug gezwungen. Sie sind im Bundespräsidialamt untergekommen, das nun aufgrund des Umbaus nicht mehr zur Verfügung steht.


Ursprünglich diente das Schloss Bellevue, zwischen 1785 und 1786 erbaut, dem Prinzen August Ferdinand von Preußen als Sommerresidenz. Es gilt bis heute als erster klassizistischer Bau Preußens. Im April 1941 wurde es während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt und von 1955 bis 1959 originalgetreu wiederaufgebaut.


Während die Bauarbeiten andauerten, beschloss der Deutsche Bundestag, das Schloss 1957 zum zweiten Amtssitz des Bundespräsidenten zu erklären, die Villa Hammerschmidt in Bonn blieb zunächst der erste. Zu dieser Zeit wurden auch die Innenräume des Schlosses gestaltet.


Nachdem sich der Deutsche Bundestag 1991 für den Umzug des Parlaments nach Berlin entschieden hatte, verlegte Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Januar 1994 seinen ersten Amtssitz in das Schloss Bellevue. Als einziger Bundespräsident bezog Roman Herzog auch privat Quartier in Schloss. Seit der Amtszeit von Johannes Rau wohnt das Staatsoberhaupt in einer Dienstvilla im Südwesten Berlins.

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