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Was ist ein Kettenbrief?

RA Christian Solmecke über Kettenbriefe

Kettenbriefe verbreiten sich schneller als jeder Grippevirus. Leider sind nicht alle harmlos. Von falschen Hilferufen oder Geldversprechen bis zu politischen Mitteilungen ist alles dabei.

Ein Kettenbrief kann eine Nachricht bei einem Instant Messsaging Dienst, eine E-Mail oder ein richtiger Brief sein. Wichtig ist nicht das verwendete Medium für den Versand, sondern der Inhalt der Nachricht. Darin steckt stets die Aufforderung an den Empfänger, die Nachricht an möglichst viele eigene Kontakte zu verschicken. In manchen Kettenbriefen wird den Verbreitern ein zusätzlicher Nutzen angekündigt oder aber sie werden bedroht, falls sie nicht bei der Verbreitung des Briefes behilflich sein wollen.


Kettenbriefe können ganz unterschiedlichen Zwecken dienen


Verreitung politischer oder religiöser Texte, Schleichwerbung, Spendenaufrufe, Aufrufe zur Unterzeichnung einer E-Petition etc. Spiele, die nur bei ständiger Kommunikation und Weiterverbreitung funktionieren Betrugsversuche mit dem Versprechen, viel Geld in kurzer Zeit zu verdienen oder etwas zu gewinnen Belästigungen über ein gefälschtes Hilfegesuch, bei der eine E-Mail-Adresse, Telefonnummer oder Anschrift angegeben wird.

Kettenbriefe finden selten ein Ende


Mit Kettenbriefen ist nie Schluss, sie tauchen immer wieder auf. Das Guinness-Buch der Rekorde ließ Anfang der 90er einen solchen Rekordversuch zu. Ein krebskranker Junge aus England bekam nach Auftauchen eines Kettenbriefes millionenfach Post. Selbst heute wo der Mann erwachsen und gesund ist, bekommt er noch immer unzählige Genesungswünsche. Ein Ende der Flut ist für den ehemals krebskranken Mann nicht abzusehen.


Manche Kettenbriefe werden nach dem Schneeballsystem aufgebaut. In diesen Briefen wird man aufgefordert, einen Geldbetrag an eine erste Adresse zu schicken. Wie bei einer Pyramide vervielfache sich der Einsatz, wird einem versprochen. Wer irgendwann an der Spitze der Einnahmen steht, soll eines schönen Tages reich werden. Wer aber ein „profitorientiertes Schneeballsystem" anstößt, macht sich strafbar. Da dieses Versprechen nicht eingehalten wird, handelt es sich dabei schlichtweg um Betrug.


Heutzutage werden die Kettenbriefe zumeist per E-Mail, über WhatsApp oder Facebook verschickt. Warum? Ganz einfach: Der Versand ist kostenlos, die Anzahl der Kontakte vergleichsweise groß. Bei vielen Empfängern ist die Chance ungleich größer, dass der Kettenbrief nicht allzu schnell ins Leere läuft.


Per Kettenbrief werden auch Scherzbriefe verschickt, im Neudeutsch Hoax genannt. Dahinter können sich Nadeln in Kinositzen, neuartige Spinnen in Yucca Palmen oder andere unglaubwürdige Storys verbergen. Den Verfassern geht es darum, sich im Internet zu verewigen. Nach Ansicht des Kölner Medienanwalts Christian Solmecke streben die Autoren Ruhm und Ehre an. Sie wünschen sich, dass ihre „Werke" überall auf der Welt gelesen werden. Das Thema Hoax haben wir hier ausführlich in einem ausführlichen Beitrag behandelt.


Rechtliche Aspekte


Laut dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) ist es unter Strafe verboten, andere Endverbraucher nach dem Schneeballsystem zu bestimmten Handlungen zu bewegen. Dabei geht es nicht nur um das Bewerben von Waren oder Dienstleistungen, sondern auch um Kettenbriefe, wo den Empfängern Reichtum versprochen wird, sollten sie einen bestimmten Geldbetrag überweisen. Entscheidend ist jeweils, ob ein geschäftliches Handeln vorliegt. Ansonsten ist es im Höchstfall eine Belästigung, wenn es jemand mit dem Versand übertreibt.


Kettenbrief erhalten, was tun?

Für die Verbraucherzentrale Hamburg sind solche Briefe nichts weiter als „alter Wein in neuen Schläuchen". Der Inhalt ist der gleiche wie eh und je, nur der Weg vom Absender zu den Empfängern hat sich geändert. Wer derartige Post erhält, soll sie unverzüglich in den Papierkorb befördern. Anders ist die Kette nicht aufzuhalten. Anderenfalls glauben noch in 10 Jahren Menschen daran, dass die Yucca Palme tatsächlich eine neue Spinnenart hervorgebracht hat.

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