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Archäologen dokumentieren "Wasser-Lkw" im Werbellinsee

Audio: Antenne Brandenburg | 11.08.2020 | Autorin: Larissa Mass | Bild: dpa/Kaffenkahn e.V.

Im Werbellinsee (Barnim) liegen zahlreiche Wracks von Kaffenkähnen. Archäologen dokumentieren diese Transportschiffe unter Wasser nun digital. Denn der natürliche Zerfall, Muschelbewuchs und die Zerstörung durch Sporttaucher bereitet ihnen Sorgen. Von Larissa Mass

Die Archäologin Michaela Reinfeld zieht sich auf dem Motorboot ihre Flossen an, schnallt den Tauchrucksack um und kontrolliert ihre Maske - mit einem gezielten Rückwärtssalto taucht sie von dem Bootsrand ab in die Tiefe des Werbellinsees. Mit zwei weiteren Mitgliedern des Kaffenkahn e.V. Eberswalde verschwindet sie unter die Wasseroberfläche und taucht weiter in die Tiefe, um einen gesunkenen Kaffenkahn zu dokumentieren.

| Bild: rbb/Larissa Mass

Der 2007 gegründete Verein arbeitet eng mit dem Archäologischen Landesamt Brandenburg zusammen. Aktuell gehören ihm 20 Mitglieder aus ganz Deutschland an. Der hauptberuflichen Archäologin Reinfeld liegt die Denkmalpflege der alten Wracks am Herzen. Mittlerweile haben sie rund zwölf Wracks auf dem Boden des Werbellinsees entdeckt. Und nun dokumentieren die Vereinsmitglieder diese nach und nach.

Bild: rbb/Larissa Mass

Kaffenkähne sind Lasttransport-Schiffe, die zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert auf deutschen Gewässern unterwegs waren. Vor allem in der Region des heutigen Brandenburgs waren sie viel im Einsatz, um Berlin und Potsdam schnell aufzubauen.

Auf dem Weg dahin gingen die Schiffe aber teilweise unter, da sie oftmals zu schwer beladen waren. "Kaffenkähne waren quasi die Wasser-Lkw der Gründerzeit", erklärt Kai Dietterle, Vorsitzender des Vereins. "Sie waren günstig und schnell zusammenzubauen." Er hat den Verein 2007 gegründet, da er als damaliger Tauchlehrer immer wieder auch Tauchgänge zu den Wracks anbot und immer mehr Interessierte kennenlernte.

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"Auf den Kanalstraße waren früher auch viele Kaffenkähne versunken - die wurden aber weggeräumt, da sie da im Weg waren. In den Tiefen des Sees stören sie nicht weiter, also liegen sie bis heute da", erklärt Dietterle. Die Mitglieder seines Vereins helfen inzwischen dabei, die Schiffe denkmalgerecht zu dokumentieren und auf ihre Pflege aufmerksam zu machen.

Der Tauchgang geht zum "Ziegel-Wrack" am nördlichen Teil des Sees. Schon letztes Jahr haben sie das Überreste des Schiffes so gut es ging vermessen und ein 3D-Modell am PC davon erstellt. Dieses möchten sie nun noch weiter verfeinern. Mit Maßband und einer Kamera sind die Vereinsmitglieder in 17 Meter Tiefe unterwegs.

Archäologin Reinfeld erklärt: "Wir untersuchen ein Wrack, das noch mit Ziegeln beladen ist. Die Ziegel sind von der königlichen Ziegelei Joachimsthal und wir schauen uns die Stempel an." Zu welchem Bauwerk die Ziegel transportiert werden sollten, ist unklar.

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Nach dem Tauchgang erzählt Reinfeld, dass sie immer mehr den Zerfall des Schiffes mitdokumentieren muss. Sorgen bereitet der Archäologin eine Muschelart, die sich weitflächig über das Wrack legt. Ein Ziel des Vereines ist es auch Sporttaucher darauf aufmerksam zu machen, dass es sich um Denkmäler im Wasser handelt und an diesen nichts verändert werden sollte. Immer wieder stellt der Kaffenkahn Verein fest, dass andere Taucher sich anscheinend Souvenirs von den Wracks mitnehmen.

Mit dem Bildern, die von dem Wrack entstanden sind, erstellen sie ein virtuelles Modell des Schiffes. Bis dieses fertig ist, sind noch ein paar Tauchgänge nötig. Archäologin Reinfeld hofft, dass sie bis Ende des Jahres das Modell fertiggestellt haben. "Es ist ein fortschreitender Prozess - wir machen diese Aufnahmen immer wieder, damit wir sehen, wie sich der Kahn verändert", sagt sie. Das langfristige Ziel ist es alle Kähne im Werbellinsee digital in 3D-Modellen festzuhalten - damit sie auch nach dem natürlichen Zerfall für die Nachwelt erhalten bleiben.

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