Phillip Sollmann sitzt an einem See in Brandenburg und sieht seinem Ego beim Schrumpfen zu. "Ich bin die meiste Zeit in der Natur und habe das Gefühl, ich werde jeden Tag umso kleiner, je weniger ich mit Menschen und diesem ganzen Business zu tun habe", sagt er. Wummernde Kickdrums, Trockeneisnebel, das Miteinander verschwitzter Körper, Flugreisen rund um die Welt, der Kult um DJs und die rasende Kommodifizierung einer Subkultur durch multinationale Großkonzerne - all das ist weit entfernt, in jeglicher Hinsicht. Die Dancefloors dieser Welt stehen still und Sollmanns Tourplan ist leer. Das mache ihm schon Sorgen mit Blick aufs Konto, räumt er ein. Es wirke aber ebenfalls "extrem erlösend". Denn in der Szene hatte er sich zuletzt nicht wirklich zu Hause gefühlt.
Das war einmal anders. Als er 2005 nach Berlin zieht, findet sich Sollmann schnell auf dem Dancefloor des neu eröffneten Berghains wieder. Er ist so begeistert von der Wucht aus Architektur und Sound dieses Betonklotzes, dass er nach seiner ersten Partynacht dort sofort einen neuen Track produziert. ist mit seiner bräsigen Bassline und seinem unwiderstehlichen Groove noch heute ein Klassiker. Der Club erwidert die Liebe, Sollmann wird unter seinem Pseudonym Efdemin Resident-DJ im Berghain. In den besten Zeiten legt er fast jedes Wochenende auf, am Jahresende kommt er mit gut zwei Dutzend Stempeln im Reisepass nach Hause. Auch seine Musik wird gefeiert, sein Efdemin-Album Chicago von 2010 gehört zu den unumstößlichen Meilensteinen des Minimal Technos. Es läuft also prima, doch kann er sich nicht recht mit dem Lifestyle anfreunden. Die musikalischen Herausforderungen fehlen ihm: "Dass es ums Hören geht - und nicht nur ums Feiern und Highsein und Hände-in-die-Luft."