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#Bundestagswahl

Ewald Schurer (SPD) hingegen setzt für Soical Media auf Team-Esprit mit Parteileiberl und Tandemfahrt. Bild: privat

Soziale Netzwerke sind ein beliebtes Instrument im Wahlkampf. Vor allem an den Facebook-Posts und Tweets der Direktkandidaten ist das zu erkennen


Von Konstantin Schätz


Kein Selfie mit potenziellen Wählern, keine Aufnahme seines Abendessens - sogenannter "Foodporn" -, nicht einmal ein Bild zusammen mit Martin Schulz ist zu finden, wenn man "Ewald Schurer" bei Instagram eingibt. Wer in der Sphäre dieses Social-Media-Kanals lebt, bei dem man ausschließlich Bilder und Videos hochladen kann, wird kaum etwas mit dem Namen des SPD-Direktkandidaten anfangen können. Denn lediglich unter einem einzigen "Hashtag" - das Rautezeichen, mit dem in sozialen Netzwerken häufig benutzte Wörter miteinander verbunden werden - ist ein Bild des Politikers zu finden. #EwaldSchurer.


Es ist allerdings ein Bild, das sich in seiner Symbolik kaum übertreffen lässt. Zielsicher und sichtlich erheitert hält er den Lenker des Tandems fest. In die Pedale treten muss der Sozialdemokrat in seinem roten SPD-T-Shirt allerdings nicht. Warum auch. Schließlich ist er der Steuermann, der die Aufgabe hat, seine Parteikollegen sicher ans Ziel zu lenken.


Ewald Schurer strahlt mit Martin Schulz in die Kamera

Deutlich mehr Präsenz zeigt er hingegen auf seiner Facebookseite. Zusammen mit Kanzlerkandidat Martin Schulz lacht Schurer aus dem Bildschirm. Ihre Blicke zeigen Zuversicht und Freude. Kein Wunder, als Ewald Schurer das Bild online stellte, war die SPD noch beflügelt vom sogenannten "Schulz-Effekt" und bewegte sich in Umfragen noch in Bereichen, die zu schlotternden Knien in der Union führten.


Eher verbissen sieht Ewald Schurer allerdings auf dem letzten Bild aus, das auf seiner Facebookseite veröffentlicht wurde. "Starker Auftritt und klare Kante von Martin Schulz gestern beim TV-Duell - das war absolutes Kanzlerformat", ist unter dem Bild zu lesen.


Auch Andreas Lenz, Direktkandidat der CSU, äußerte sich auf Facebook zu dem TV-Duell. Allerdings ohne Bild - eher untypisch für den Social-Media-freudigen Bundes-Andi. Mit einem einfachen "Einmal mehr wird klar, dass die effektive Kontrolle der EU-Außengrenzen unerlässlich ist! #TVDuell #BTW17", äußert sich der 36-Jährige zu dem Schlagabtausch zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Schulz.


Andreas Lenz gibt sich gern ein wenig selbstironisch

Neben den klassischen Wahlkampf-Postings, die auch bei Schurer zu finden sind, veröffentlicht Andreas Lenz allerdings auch selbstironische Beiträge. So lud der CSU-Politiker kürzlich ein Wahlplakat von der Satirepartei "Die Partei" hoch, in dem ursprünglich das Gesicht des CDU-Politikers Volker Bouffier zu sehen ist. Über dem Porträt ist zu lesen: "Wie sexy darf Politik sein?" In dem hochgeladenen Foto wurde allerdings das Gesicht von Bouffier mit dem von Andreas Lenz ausgetauscht. Eine Aktion, die zur Erheiterung des CSU-Politikers führte: ",Die Partei' hat einen 'Anti-Terroranschlag' auf mich verübt - ich find's schon recht lustig", schreibt Lenz darüber.


Auch bei Twitter und Instagram ist Lenz aktiv. Auffällig ist dabei, dass er die verschiedenen sozialen Netzwerke unterschiedlich nutzt. Während er in Facebook hauptsächlich seriösen Wahlkampf betreibt, nutzt er Twitter, um sich regelmäßig über andere Parteien lustig zu machen. So schreibt er einmal "Auch kein leichtes Los #Erdogan kandidiert in #Rosenheim für die SPD-Berlin" und zeigt darunter ein Wahlkampfplakat des SPD-Politikers Abuzar Erdogan. In Instagram ist er hingegen bei Grillpartys zu sehen, lädt Selfies hoch oder veröffentlicht Landschaftsbilder, die er mithilfe von Instagram-Filtern nachbearbeitet hat.


Anna-Maria Lanzinger äußert sich in pointierten Tweets

Auch die junge Grünen-Politikerin Anna-Maria Lanzinger erheitert ihre Follower mit ihren Tweets. Die 21-Jährige, mit dem Twitter-Namen @gruenhintermohr, nutzt die sozialen Medien ebenfalls vielseitig. Auch Lanzinger stichelt gegen andere Parteien. So erwidert sie auf die Aussage von CDU-Politiker Peter Tauber "Wenn Sie etwas Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs" mit dem Satz "Wenn Sie etwas Ordentliches gelernt hätten, müssten wir Sie jetzt nicht in der Politik und auf Twitter ertragen".


Auch scheinbar private Details gibt die 21-Jährige von sich preis: "Ratet, wer sich nen Haartrimmer gekauft hat." Was anfangs wirkt wie ein banaler Beitrag, hat allerdings einen eher ernsten Hintergrund: "Das war quasi ein Boykott. Da ich sehr kurze Haare hab, ist der Aufwand für einen Friseur nicht größer als bei einem Mann. Dennoch muss ich den höheren Frauenpreis zahlen. Der Post war also als Zeichen gegen Sexismus gedacht."


Wieso mit Lenz und Lanzinger ausgerechnet die etwas jüngeren Politiker viel in den sozialen Netzwerken aktiv sind, könnte sich durch eine Statistik des Portals "Statista" erklären lassen. Demnach sind vor allem die zwischen 14- bis 29-Jährigen bei Facebook mit 70 Prozent vertreten. Auch die 30- bis 49-Jährigen nutzen häufig dieses Medium. Ähnlich verhält sich die Kurve bei anderen sozialen Netzwerken wie Instagram und Twitter.


Nicht alle Kandidaten nutzen das Medium intensiv

Dass sich die Social-Media-Präsenz nicht auf alle jüngeren Kandidaten anwenden lässt, ist allerdings an Christina Treffler von der ÖDP und an Lukas Schmid von den Linken zu erkennen. Lediglich private Accounts sind bei diesen beiden Politikern zu finden. Auch die öffentlich geteilten Beiträge über das politische Geschehen sind hier eher überschaubar.

Peter Pernsteiner von der FDP orientiert sich hingegen an der Vorzeigefigur Christian Lindner, der auf vielen Wahlplakaten mit Smartphone abgebildet ist und kürzlich mithilfe der beliebten Social-Media-App "Jodel" Fragen der jungen Wähler beantwortet hat. Zwar bedient sich der liberale Direktkandidat von Ebersberg-Erding nicht solcher außergewöhnlichen Methoden, allerdings nutzt auch er unter anderem Facebook, um politische Veranstaltungen anzukündigen und Selfies aus einem Wirtshaus zu veröffentlichen und freundlich in die Kamera zu lächeln.


Ähnlich nutzen der Bayernpartei-Politiker Andreas Zimmer und die AfD-Politikerin Brigitte Fischbacher das Internet. Während sich allerdings Zimmer überwiegend mit Wahlkampf seiner Partei beschäftigt, konzentriert sich die politische Quereinsteigerin darauf, Journalisten auf die Finger zu schauen, Fernsehmoderatoren zu kritisieren und von "Propaganda Fernsehen" zu sprechen. Besonders viel Aufmerksamkeit bekommt die Flüchtlingsdebatte und der Umgang anderer Parteien mit eben dieser: "Wieder einmal zeigt unsere Bundeskanzlerin, dass sie die Europa und Deutschland zerstörende millionenfache und illegale Einwanderung will", heißt es.


Dass man aber auch zu Zeiten des Wahlkampfs harmonisch miteinander umgehen kann, ist auf dem kürzlich veröffentlichten Bild von Andreas Lenz zu sehen. Das Bild zeigt den CSU-Politiker freundlich in die Handykamera lächelnd. Neben ihm steht Sozialdemokrat Ewald Schurer mit Breze im Mund. Über das Bild schrieb Lenz: "Mir ist das ,S' im Namen der CSU sehr wichtig - deshalb gibt's auch für den SPD-Kandidaten eine Breze 😀 - außerdem san ma Demokraten #btw17".


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