Eigentlich wollte ich darüber schreiben, wie ich im Park saß, da der Jacaranda, dort der Fluss, Italo Calvino las und ein Bier mit mir trank, notierte, schaute, unterstrich, während ich rauchte und rauchte, während ich schaute und unterstrich. Aber es war schwer über etwas Anderes zu lesen, denn ich saß im schönsten Park der alten Welt. Selbst Spielplätze und bellende Hunde konnten ihm nichts anhaben. Die Frauen hatten ihre nackten Beine gekreuzt, damit man ihnen nicht in den Schritt schauen konnte und die Männer saßen breitbeinig da. Einer zupfte an einer portugiesischen Gitarre. Es klang wie der komponierte Feierabend für ganz Südeuropa, das sich nun endlich erholen durfte, von einem langen, harten Tag, an dem es wieder barfuß mit dem Fahrrad Forellen fangen fahren musste. Alles war gut in der schönsten Stadt der Welt. Wie immer, leicht verkatert und ein bisschen gestritten. In denen Laternen ging gerade die gelbe Straßenbeleuchtung auf und ich wurde langsam fetter und fetter vom vielen Käse essen. Ich las ein Zitat, das ich gut fand: Sei ganz in jedem Ding. Leg, was du bist, in dein geringstes Tun! und kam dem Schönsten der Welt näher und näher. Mithilfe dieses Zitats würde nun eine Zukunft vor mir liegen, wie ich sie noch nie gelebt hatte. Vorbei die zu vielen sinnvollen Momente, der Zwang zur Sinnhaftigkeit. Wenn ich, bis zu diesem Zitat, andere im Park sitzen sah, trinkend, Gitarre spielend, nichts tuend, erschien es mir als das einzig richtige. Selbst, wenn ich mich selber im Park sehen könnte, würde ich das denken. Absolut sinnvoll und schlüssig, was der macht und wie unverschämt gut der dabei aussieht. Er muss es wissen. Wenn ich mich aber selber in einen Park setzte, fragte ich mich, ob es der richtige Park war und ich das richtige nicht tue, das richtige trinke, das richtige unterstreiche, notiere, anschaue, schreibe, liebe, lese, rauche und esse. Um meine Gedanken herunterzufahren suchte ich dann nach etwas deinspirierenden, das ich anschauen konnte. Baum, Spielplatz oder Hund. Ich hatte viele tiefe Gedanken. Wo hört das Hirn auf, wo fängt das Universum an und wenn wir nichts sind, können wir auch nicht sagen, dass das alles und das nichts und Alles nichts ist. Es waren normale Gedanken ja, die einem eben kommen, wenn man abends auf der Schwelle von irgendwas sitzt und die Kühle genießt.
Konstantin Arnold
Lissabon
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