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Großes Staunen

Wer bin ich, wer kann ich sein? Das belgische Ensemble "Bronks" feiert mit seinem Stück "The Happy Few" beim Festival "Think Big!" die Verschiedenheit in unserer Gesellschaft. (Foto: Clara Hermans)

Von Klára Mayer



Auf unterschiedlichen Bühnen macht die neunte Ausgabe von "Think Big!" zeitgenössisches Tanz- und Musiktheater für Kinder und Jugendliche erlebbar.



Nur drei Körper, sonst ist die Bühne leer. Man hört Soulmusik. Eine Frau und zwei Männer tanzen, jeder für sich, es sind kurze, rhythmische Bewegungen, dann plötzlich agieren sie miteinander, sehr dynamisch. Im Stück "Underdogs" der französischen Choreografin Anne Nguyen geht es um jene, die sich gesellschaftlichen Normen widersetzen. Am Montag, 4. Juli, 19 Uhr, eröffnet sie damit in der Schauburg das diesjährige "Think Big!". Nach einer Pandemie-Ausgabe 2021 pendelt sich das internationale Festival wieder in seinen zweijährigen Rhythmus ein und führt zum neunten Mal zeitgenössisches Tanz- und Musiktheater an Kinder und Jugendliche heran. Nach der positiven Resonanz auf das Reach-Out-Programm im vergangenen Jahr bezieht das Festival auch diesmal Münchner Schulen ein, auch dort gibt es Aufführungen, Publikumsgespräche und Workshops für Jugendliche gemeinsam mit den Tanz- und Theaterprofis.

Lag 2021 aufgrund der Einschränkungen der Schwerpunkt auf regionalen Projekten, können heuer wieder Ensembles aus sieben Ländern anreisen. Die niederländische Company "The 100Hands" etwa ist schon zum zweiten Mal zu Gast. In zwei Münchner Grundschulen präsentiert die Truppe "Matta Matta 2.0" (für Kinder ab sechs Jahren), eine Performance über Sicherheit und Risiko. Drei Akteure gehen verloren in einer abenteuerlichen Landschaft aus Gymnastikmatten, die wie Puzzleteile zusammenpassen. Das speziell für Turnhallen entwickelte Stück tourte mit großem Erfolg durch Schulen in Dänemark und Schweden.

Die Schauburg zeigt am 6. Juli jeweils um 10 und 19 Uhr mit "The Happy Few" (ab zwölf Jahren) eine Inszenierung aus dem belgischen Theater- und Produktionshaus "Bronks", die einer bunt-glitzernden Überraschungstüte ähnelt. Dabei verkörpern die fünf Performerinnen und Performer wechselnde Identitäten, entsprungen aus der sozialen Medienwelt. Wer bin und kann ich sein? Eine ganz andere Ästhetik hat das Klangpanorama, das die japanische Schlagwerkerin Tsubasa Hori mit allerlei Instrumenten erschafft. Sie gehört zur "Compagnie Zonzo", die zum ersten Mal in München ihr Zelt aufschlägt, in das nur eine Handvoll Zuschauer passen. Auf magische Weise erzählt Hori Geschichten aus ihrer Heimat, inspiriert vom Bon-Tanz, einem Ritual zu Ehren der Ahnen.

Auch wenn der Verein "Fokus Tanz", der hinter "Think Big!" steht, hauptsächlich Kindern und Jugendliche ansprechen möchte, ist es der künstlerischen Leitung, Simone Schulte-Aladağ und Andrea Gronemeyer, wichtig, möglichst viele Menschen zu erreichen: "Playing Places" etwa ist eine Einladung an jeden, den Max-Joseph-Platz am Sonntag, 10. Juli, in eine kollektive Tanzperformance zu verwandeln. Ein weiteres Highlight ist die deutsche Erstaufführung von "We Touch We Play We Dance" für Kinder unter drei Jahren der britischen Truppe "Second Hand Dance" (Schauburg, 10./11. Juli). Im Vergleich zu dem eher kleinen Festivalprogramm 2021 kann das Think Big! #9 heuer also wieder ganz groß denken, bevor dann in zwei Jahren das zehnjährige Bestehen gefeiert wird.



Think Big! Mo., 4., bis Mi., 13. Juli, an diversen Orten in München, Infos unter www.thinkbigfestival.de Original