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Keramik und Natur in Harmonie

Die Havixbecker Künstlerin hält den ersten fertigen Keramikkopf ganz vorsichtig an den Naturstein und ist mit der „Anprobe“ sehr zufrieden. Zuvor hatte sie ihn aus Ton geformt (großes Bild) und anschließend im Ofen gebrannt.

Geschickt modellieren die zarten Hände den Ton. Ganz routiniert formt Anne Huster den Kopf eines Fisches. Nach dem letzten Feinschliff legt sie den entstandenen Kopf zum Brennen in einen Ofen, damit er hart und wetterfest wird. Ganz vorsichtig nimmt die zierliche Künstlerin die fertige Keramik und testet, wie er mit dem großen Naturstein harmoniert. „Der darf mir jetzt nicht runter fallen“, ist die Havixbeckerin ein wenig angespannt. Schließlich war es bereits der dritte Versuch, doch diesmal hat alles wunderbar geklappt. Das Ergebnis des „Anprobierens“ fällt zur Zufriedenheit von Anne Huster aus. Die Farbe des Steins wird durch die Glasur aufgenommen, so dass sich der Kopf völlig harmonisch anfügt.

„Auf Dauer sollen dort elf Kunstwerke stehen, die durch den Förderverein für Kunst finanziert werden“, berichtet Anne Huster. Eines dieser Kunstwerke werden drei große Fische sein, die als Schwarm an der Ems eng zusammenstehen sollen. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied zu den bisherigen Kunstwerken der Havixbeckerin, und das ist die Größe. „Können Sie Fische auch in drei Meter?“, hatte Pons Beuning vom Fördervereins gefragt. Ohne lange zu überlegen habe sie begeistert zugesagt. „Aber ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, was das für technische Probleme mit sich bringt. Künstlerisch ist es kein Problem, aber Steine mit einem Gewicht von rund 500 Kilo zu bearbeiten, ist eine große technische Herausforderung.“ Der kreative Prozess sei hingegen identisch zu dem bei den kleinen Skulpturen.

Problem Nummer eins war das Finden der richtigen Steine, denn da die Künstlerin die Steine nicht bearbeitet, muss er von Vornherein die passende Form haben. „Ich habe lange gesucht. Sie müssen ja schon wie Fische aussehen. Ich vollende nur die Vorgaben der Natur, denn die Natur ist der größte Künstler.“ Schließlich wurde sie im Internet auf einen Betrieb in Aachen aufmerksam, der große Rohsteine anbietet. Auf einer hohen Steinhalde turnte die zierliche Havixbeckerin herum und ließ sich vom Gabelstaplerfahrer immer wieder einen Stein freilegen. „Ich musste ja sehen, ob es ein Fisch ist“, schmunzelt die stets gut gelaunte Künstlerin. Zwei Tage lang kletterte sie auf dem Schutthaufen herum und hatte dann endlich die ersten beiden Exemplare gefunden. Drei Wochen später wurde sie noch einmal fündig und vollendete den Schwarm.

Doch wie verarbeitet man einen 500- und zwei 250-Kilo-Steine? Es mussten 100-Millimeter-Löcher an der richtigen Stelle in die Steine gebohrt werden, damit sie auf Gestelle gesteckt werden konnten, die sie bei einem Metallbauer hatte anfertigen lassen. Die Steine müssen dazu genau gemittelt werden, damit sich das Gewicht passend verteilt. „Ich hatte erst ein wenig Angst, aber der Steinmetz hat das gut hinbekommen“, strahlt Anne Huster. Nun rollen die drei „Rohversionen“ auf ihren Metallgestellen in der Einfahrt vor ihrem Haus.

Nicht nur das Ausmaß der Steine ist nun viel größer, sondern entsprechend auch Kopf und Schwanz, die aus Keramik gefertigt werden. Im ungebrannten Zustand wiegt der Kopf rund 15 Kilo. Damit er nicht runterfällt, entwickelte Anne Huster aus Styropor und Gips einen Unterbau, um dort den Ton aufbringen zu können. „Der Kopf muss 30 Prozent größer sein, denn er schrumpft beim Brennen“, erklärt die Künstlerin. Darum ist eine exakte Berechnung nötig, damit er nach dem Brennen hundertprozentig passt. Auch die Schwanzflosse muss natürlich vernünftig strukturiert und angefügt werden. Anne Huster räumt dabei mit einem Missverständnis auf, das ihr oft begegnet: „Der Stein kommt natürlich nicht mit in den Ofen.“

Ist der Kopf erstmal gebrannt, muss er mit dem Stein verbunden werden. Aufgrund der Größe und des Standortes am Wasser musste die Havixbeckerin erneut kreativ werden und die richtige Betonmischung zusammenstellen. Nach einigen Versuchen hat sie die Lösung gefunden und mittlerweile auch den ersten der drei Fische fertiggestellt.

„Den großen Fisch mache ich zum Schluss, denn der ist die größte Herausforderung“, sagt Anne Huster, die mit großem Enthusiasmus an ihrem Projekt arbeitet. „Das gibt mir ganz viel Glück“, strahlt sie und ist gewohnt optimistisch, dass alles wunderbar klappen wird.

Um den späteren Transport nach Greven muss sie sich zum Glück keine Sorgen machen, denn das übernimmt die Stadt Greven. „Die Fische werden dauerhaft in ein Fundament einbetoniert“, blickt die Havixbeckerin schon freudig in die Zukunft. Im August soll es soweit sein, dann wird der Fischschwarm aus Havixbeck an der Ems ausgesetzt und das Kunstwerk offiziell eingeweiht, um viele Menschen zu erfreuen.


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