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Apostile

Die Partykolumne - Geschweiß

A propos Schwitzen: Auch hier stellt sich wieder einmal heraus, dass der Mensch mitnichten diejenige Krönung weder der Schöpfung noch der Evolutionsbiologie ist, als die er sich selbst gern mit nach Gutsherrenart stolz geschwellter Hühnerbrust hinstellt. Nach Gesichtspunkten vorgenannter Naturwissenschaft freilich ist die Wasserlasserei schon sinnvoll gewesen, brachte die doch einen Pluspunkt bei der Jagd: Während Mammut und Antilope längst japsend am Boden lagen, konnte der fröhlich vor sich hinschweißelnde Homo Erectus lässig zu seiner Beute latschen und die am Hax nach Hause schleifen. Jetzt hält sich das mit der Jagd in unseren Breiten aber zugegebenermaßen in überschaubaren Grenzen, und – nein, die Jagd nach dem besten oder einzigen Platz im Biergarten güldet nicht! Jag ich also mit dem Radl da hin und dann brauch ich eine Stunde zur Akklimatisierung, derweil der Schweiß die Kniekehle hinabrinnt und so unschöne wie verräterische Streifenmale auf dem Oberhemd hinterlässt.

Gut, so ein Pferd, das schwitzt freilich auch, hat aber den unbestreitbaren Vorteil, sich hernach mit Stroh abreiben zu können. Das sieht ja nicht aus, wenn man das so als Mensch macht, im Bus, nachdem man diesem hinterher gesprintet ist. Auch nicht so aussehen tut, den ganzen Sommer über mit den Ohren zu wedeln wie ein Elefant, obgleich das ein oder andere Menschlein durchaus die dazu erforderliche Waschl-Größe sein Eigen nennt. Fürderhin nicht gesellschaftlich akzeptiert ist, sich in jeder sich in den Weg werfenden Pfütze zu wälzen wie ein Vöglein – mal ganz abgesehen davon, dass es mit den Pfützen dieser Tage nicht weit her ist und man dann direkt in die Brunnen steigen müsste, was wiederum die SÖR mutmaßlich nicht nur mit der Augenbraue zucken ließe.

Im Übermaß vorhanden wären Staubfelder. Macht ja auch der Elefant so, oder Schweine. Stellen wir uns also in so einen Staubdreck und pudern uns sorgfältig ein mit dem Nebeneffekt, uns das Geziefer vom Leib zu klopfen. Haut nur nicht hin wenn man eh schon klatschnassgeschwitzt ist, weil dann gibt’s eine Emulsion und darob Razul für alle – das ist so eine orientalische Spezialsauna, in der man sich erst von Kopf bis Fuß mit Schlämmen einreibt und dann alles abschwitzt. Eine Bevölkerung in Camouflage. Nä! Neben dem raubtierartigen Schwitzen an den Fußballen, was der Mensch eh auch vorzüglich kann, bliebe also nur, bestet zu hecheln. Das wiederum stelle ich mir nicht minder ästhetisch vor als das Ohrenwedeln, hat aber den Nachteil, dass das zu großer Mundtrockenheit und Durst führen dürfte. Wie man’s dreht und wendet: Schwitzen nervt. Zum Glück macht das grad kurz Pause, aber bald gilt wieder: drölfmal am Tag duschen und uns vorsorglich an den Winter erinnern, wo wir uns dann wünschen, doch mal wieder so richtig schwitzen zu dürfen.

So wie beim Tanzen – zumindest da, wo grad nicht sommerpausiert wird: „Sissy Bass“ (Zentralcafé, Königstraße), „Swing Ding Masters“ (Nano, ebd.), „Turn it Up“ (Indabahn, Hauptbahnhof), „Sommersause #2“ (Mitte, Hallplatz), „Rooftop“ (b², Bartholomäusstraße) und Samstag „Sommerfest“ (T90, Flughafen), „Frivolia“ (Cult, Dooser Straße), „Disko2000“ (Stereo, Klaragasse), „Summertime“ (Mach, Kaiserstraße) … Hm. Der Rest, der findet glaub ich auf den Straßen statt. Und in den Gärten. Und Parks. Und Campingplätzen. Kann ich jetzt auch nichts machen. Aber irgendwas is’ ja immer.