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Kirchenmurmelnelectronica: DM7

Es war gewissermaßen ein denkwürdiges Erlebnis: Da betrat am Samstagnachmittag des 2014er Bardentreffens eine Einmannband die Bühne auf dem Lorenzer Platz. Ohne Instrumente, angekündigt als ziemlich elektronisch – ungewöhnlich genug für das Nürnberger Musikantenfest. Als „willkommener Stilbruch“ wurde hinterher bezeichnet, was Dominik Mattern auf der MUZ Bühne absolvierte. Drei Lieder lang. Denn dann machte dem Auftritt des Debütanten ein höchst unwillkommener Wolkenbruch den Garaus. Als Entschädigung und sozusagen Jubiläumsgeschenk gibt es in diesem Jahr einen zweiten Versuch. Aber wer ist das, dieser Synthesizer-Dompteur, der 2014 aus dem musikalischen Nichts erschienen war, um in kürzester Zeit ungefähr überall für neue Töne zu sorgen?


Dominik Mattern sitzt inmitten seines Labors. Digitale Klaviere, analoge Synthesizer und modulare, erzählt von Oszillatoren und Filtern, von Drumcomputern und Effekten. Und schwärmt. „Ich habe elektronische Musik früher als schlicht abgestempelt“, gesteht der Musiker, „aber seitdem ich mich damit beschäftige, weiß ich, wie wahnsinnig viel Liebe und Nuancen darin stecken.“ Mit der elektronischen Musik, erzählt der 40-Jährige, habe er nie was zu tun gehabt. Peter Gabriel und Genesis, Public Enemy, „den Grunge voll mitgenommen“ habe er, leidenschaftlich konsumiert, nie selbst musiziert, aber „immer schon den Wunsch gehabt, Klavier zu lernen.“ Der wird 2011 in die Tat umgesetzt. Als Ausgleich zum Job, zum Alltag, abspannen. Dominik Mattern spielt, autodidaktisch erst, dann mit einem Lehrer. „Neun Monate stramm geübt“ habe er, die Frau schier in den Wahnsinn getrieben mit „Hänschen klein“ und so. Der Lehrer bringt ihm dann die Harmonien bei, und schnell merkt Dominik Mattern, das muss er mit der digitalen Welt verknüpfen, um „die Soundästhetik zu erzeugen, die ich mir wünsche.“ Dann geht das los. Der gebürtige Ingolstädter wird „total gefangen genommen“. Experimentiert, löst sich von klassischen Arrangements, träumt Melodien, von denen er tags darauf feststellt, dass sie vielleicht doch nicht so schön waren, arbeitet mit Beat und Flächen, klingt nach 80es, klingt nach Moll. „Elektro ist oft so shinyhappy, ich gleite eher ins Dunkle hinab“, sagt er, und dass er Musik machen wollte nur für sich, Kunst statt Kommerz, ein Hobby. Und dass er nicht gut vernetzt war in Nürnberg, ein Späteinsteiger in der Szene. Das sollte sich dann plötzlich ändern. Dann. Erstmal „waren die ersten Auftritte, sagen wir, nicht so glamourös“, lacht Dominik Mattern und erzählt von DJs, die abhauen, von Flüchen, die im Mikro landen, von Aufregung und Unbeholfenheit und dass sich dann unversehens ein klitzekleines Netzwerk aufgetan hat – bei dem DM7 ausgesprochen gut ankam. Support-Act im Club Stereo, das mit dem Bardentreffen, Nürnberg.Pop, Radio Z Winterfest und ein Portrait bei der Sendung „Lokale Leidenschaften“ folgen hurtig nacheinander. Das war toll, aus dem Heimstudio raus und so gut ankommen, freut sich der Electronica-Neuling. Aber dass es ihn auch gestresst hat, so schnell so viel, alles alleine machen statt hauptsächlich die Musik, die ihm so am Herzen liegt. Deswegen hat er die Bremse gezogen. Um da reinzuwachsen, um zu experimentieren, seinen Sound zu verfeinern, den er live aus arrangierten Schnipseln mixt. Den er neuerdings kreiert aus organischen Geräuschen: Spielwürfel werden zu Songs, Aufnahmen aus der Ostermesse zu völlig neuen musikalischen Stücken verbaut. An sich arbeiten möchte Dominik Mattern, als Künstler reifen, sich finden in einer Welt, „an deren Oberfläche ich gerade mal gekratzt habe“. Und „die Seele nähren“, sagt er. Seine. Und die der Besucher des Bardentreffens. Stimmung verhageln lassen gilt nicht!

DM7, Freitag, 31.7, 19 Uhr, Lorenzer Platz, www.facebook.com/DM7.official