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Peter Berthold restauriert mit Leidenschaft Oldtimer

Mit diesen wunderschönen Autos bin ich groß geworden. Wenn ich mich da reinsetze, fühle ich mich wieder wie mit 18", schwärmt Peter Berthold. Und steht dabei sozusagen in seinem höchst eigenen Jungbrunnen. Den hat sich der 49-jährige Stahlformenbaumeister ins Nürnberger Ofenwerk hineingebaut: Classic Weiß-Blau heißt die Werkstatt, die nicht nur ihm selbst, sondern primär einer ganz anderen Spezies als Verjüngungskur dient.


Denn hier werden seit einigen Jahren Oldtimer wieder auf Vordermann gebracht. Klassische Gefährte also. Und am liebsten die weiß-blauen. Die Faszination der Marke BMW hat Berthold bereits seit seiner Kindheit geprägt. „Mit Leidenschaft, handwerklichem Geschick, Kompetenz und Wissen restaurieren wir BMW-Automobile aus allen Epochen."

Der Spross einer Kfz-Meister-Familie „musste beim Vater immer mithelfen, was mich damals ziemlich genervt hat." Obwohl er absichtlich nicht in die Fußstapfen des Seniors treten wollte, war die Saat längst gelegt: „BMW war bei uns in der Familie immer schon Thema, und ich habe immer schon an alten Autos, die ich irgendwo aufgekauft habe, herumgeschraubt."

Irgendwann fand sich Peter Berthold als Besitzer zehn alter Autos wieder - allesamt verteilt auf verschiedene Garagen und Stellplätze. Um das zu ändern und die Schätze endlich an einem Fleck versammelt zu haben, mietete er vor einigen Jahren eine 2000 Quadratmeter große Halle im Ofenwerk an. Schulter an Schulter mit all den automobilen Schönheiten, die hier eingestellt sind.


Was er dabei nicht bedachte: „Plötzlich konnten viele Leute meine Autos sehen und wollten die dann auf einmal haben." Das war so nicht gedacht, aber „dann hab ich halt mal zwei, drei verkauft". Und „damit die sehen, dass ich ganz offiziell Autos reparieren kann, habe ich einen entsprechenden Eignungstest gemacht." Buch besorgt, zwei Wochen in einem Hotel eingesperrt, gelernt, bestanden. Gewerbe angemeldet. Nach fünf Jahren, in denen Berthold neben seinem Hauptberuf als Spediteur hobbymäßig erst alleine, dann mit Hilfe einer Handvoll 400 Euro-Kräften fleißig restauriert hatte, fiel die Entscheidung: „Entweder du machst es jetzt richtig oder du lässt es ganz." Da war Classic Weiß-Blau längst ein Selbstläufer.

Gemeinsam mit vier Mechanikern, die „sich untereinander alle gut verstehen, das ist mir wichtig", werden BMW 232i, BMW 2002 und BMW Isetta wieder straßentauglich gemacht - und glänzen hinterher neuer als neu.

Fast ein Dutzend Fahrzeuge gleichzeitig stehen in der Werkstatt, in unterschiedlichsten Zuständen. „Die Autos sind fertig, wenn sie fertig sind. Ich kann und will keine Termine angeben, es ist ja immer was Neues", erklärt Berthold. So wartet eine BMW Alpina B7 seit einem Jahr auf einen neuen Turbo: „Von dem Modell wurden nur 70 Stück produziert, was meinen Sie, wie man da mal schnell an einen neuen Turbo kommt?" Aber: „Wir geben keine Autos auf!" Höchstens werden sie komplett ausgeschlachtet, um die Teile anderweitig zu verarbeiten.


Das 2002er Cabrio, eins von nur rund 200 Stück weltweit, wartet auf den nächsten Wiederbelebungsschritt - zerlegt bis auf die Grundmauern. Ein frisch lackiertes Skelett. „Wir machen am liebsten die Modelle von 1960 bis 1990", so Berthold. „Schon auch ältere, aber da hängt unser Herz nicht so dran." Trotzdem stehen in Erlenstegen Fahrzeuge, bei dem eines jeden Autofahrers Herz einen kleinen Hüpfer macht. Ein '81er Lotus, knallrot, mit dem James Bond seinerzeit durch die Straßen jagte, beispielsweise, „weil der Kunde auch zwei BMWs hat, und da machen wir den halt mit."

Der '79er Ferrari, weil „wir festgestellt haben, dass das eigentlich ganz einfache Technik ist." Der dicke, mattschwarze Bentley. Der blitzblanke Ford Gran Torino, den ein Kunde als Wüstenfund in den USA gekauft hat - ohne Motor, dafür voller feinstem Sand. Den wiederherzustellen musste ein anderer GT sein Leben lassen: Berthold kauft totgesagte Fahrzeuge, um die dann weiterzuverarbeiten. Ein Autokreislauf. Wiedergeburt, sozusagen. Es bleibt aber die große Liebe BMW: „Damit kennen wir uns einfach richtig gut aus. Bei allen anderen müssen wir uns jedes Mal von neuem reinarbeiten." Und das tut man hier mit Verve: „Ich hab einen Anspruch an unsere Arbeit, den ich unbedingt erfüllen möchte. Deswegen nehme ich auch jedes Auto persönlich ab und fahre es so lang wieder in die Werkstatt zurück, bis alle Fehler weg sind." Wer sich einen Namen gemacht hat, möchte den nun mal ganz gern behalten. Ganz klassisch. Und weiß-blau.

Classic Weiß-Blau OHG, Klingenhofstraße 72, 90411 Nürnberg, Mo. bis Fr. 7.30-17 Uhr; Tel.: (0911) 9832600, www.classicweissblau.de

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