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Apostile

Die Partykolumne - Lebensmythen

Mein Leben ist ein Mythos. Ah nee, stimmt gar nicht. Was ich meinte, ist: Mein Leben wird begleitet von Mythen. An manche glaube ich fest (Es gibt einen Weihnachtsmann, eine Welt ohne Berufsunfähigkeitsversicherung ist möglich, die Wortwendung „Sinn machen“ wird ihren Feldzug gegen die deutsche Grammatik verlieren), an andere nicht, so sehr ich gerne würde. Diese überschaubare Liste wird mit großem Abstand angeführt von dem Mythos „Es gibt Menschen, die es schaffen, wichtige Erledigungen nicht auf den letzten Drücker, sondern peu à peu ab dem Zeitpunkt, zu dem sie davon in Kenntnis gesetzt werden, abzuarbeiten“. So ein Unfug! Ganz zufällig bin ich selbst nämlich der lebende Beweis dafür, dass das schlicht und ergreifend bar jeglichen Realitätssinns ist. Es gibt Dinge, in deren Natur bereits angelegt ist, sie allerfrühestens auf den allerletzten Drücker bewerkstelligen zu können, um nicht zu sagen: zu müssen. Dazu zählen Steuererklärungen, universitäre Schriftwerke, kurzum Abgaben jedweder Art.

Es ist ein unumstößlicher Fakt, dass diese Dinge schlichtweg nicht gelingen können, wenn man sie mit zu viel Vernunft und Zeit und Struktur angeht. Dann vertingelt und verkünstelt man sich und gibt hinterher die Steuererklärung als Rebus oder in metrischer Gedichtform ab und illustiert die Magisterarbeit mit sorgsam colorierten Aquarellen, weil man hatte ja noch Zeit. Die dadurch ausgelöste Freude bei Finanzmensch und Dozent dürfte überschaubar sein, also – wozu? Deswegen straffe man die Energie und bündle sie auf besagten Drücker, frei nach dem Motto „Die größte Inspiration ist die Deadline“. Das sieht dann so aus: Ich weiß ab Tag A, dass ich an Tag Z etwas abgeben muss. Der Mythos besagt, es gäbe Menschen, die jetzt beginnen, an Tag B, C, D undsoweiter etappenweise zu werken.

Wie bescheuert! Von Tag A bis Tag W macht der ökonomisch denkende Mensch nämlich genau eine Sache: nichts. An Tag X setzt dann eine gewisse, schwer zu verleugnende Panik ein. Die gilt es auszusitzen. Weil besagter schlauer Mensch weiß, dass aus der Panik ein nachgerade göttlicher Schub an Produktivität, Kreativität und Genialität erwächst, der seinesgleichen sucht. So begeht man dann Tag Y, der schlaflos mit Tag Z verschmilzt, aus dem man tief augenberingt, aber vom Glanz des Erfolges beseelt und an der mit großer Schaffenskraft bewältigten Aufgabe gewachsen hervorgeht. Dieses unbeschreibliche Gefühl bliebe ja all diesen mystifizierten Strukturerledigern verwehrt, und das täte mir arg leid. Wer also was für Montag abzugeben hat, lasse jetzt sofort den Stift fallen und begebe sich in ein fröhliches Wochenende!

„Confused“ (Zentralcafé, Königstraße), „Querbeat“ (KKK, ebd.), „Pink Indabahn“ (Bahnhofsplatz), „Klara Beat Sensation“ (Stereo, Klaragasse), „Babis Cloud“ (Mitte, Hallplatz), „Techno Sessions“ (Seltene Erden, Luitpoldstraße) und „Super Klub“ (Rakete, Vogelweiherstraße) sowie am Samstag „Good Vibe“ (Desi, Brückenstraße), „Don’t rock that Boat“ (Mississippiqueen, Donaustraße), „Muckibude“ (zum letzten Mal! MUZ, Fürther Straße), „Delux“ (Marquee, Klingenhof), „9 Y Latin Nightlife“ (Fogon, ebd.), „Dirty Thirty“ (Ballhaus, ebd.), „Schwarz Tanz“ (Cult, Dooser Straße), „I love House“ (Mach, Kaiserstraße) … oh, ich muss aufhören! Vor sieben Minuten war Druckschluss …