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Ein Friedenszeichen für die Zeppeltribüne?

Das letzte Farbpigment ist wahrscheinlich längst versiegt, mindestens aber unter den Teppich gekehrt zusammen mit der Aufregung, die das „Regenbogenpräludium“ als guerillakünstlerisches Lehrstück herbststurmgleich vom Reichsparteitagsgelände durch die Stadt blies. Seitdem herrscht beredtes Schweigen, man hat anderes zu tun. Eine kulturpolitisch namhaft bestückte Diskussionsrunde mit dem verheißungsvollen Titel „Mit Hochdruck ins Postludium – jetzt erst recht“ war von der Akademie der Bildenden Künste zwar für den 9. Dezember anberaumt, dann jedoch auf Ende Januar verschoben worden. Viel Lärm also um nichts und alles heiße Luft? Mitnichten. Denn dass es blubbert unterm eingangs genannten Teppich, zeigen gelegentliche Ideenblasen, die darunter hervorspitzen – oder sich gewaltig an die Oberfläche setzen wie die so gar nicht bescheidene Idee von Dominik Schulik, der von nichts weniger träumt als einem Monumentalprojekt deutungsfreier Symbolik: das Peace-Zeichen, findet Schulik, sei das einzige Symbol, das auf der ganzen Welt von jedem Menschen erkannt und als Friedensaufruf identifiziert werden könne – und somit der einzig denkbare Kontrast zum nicht minder bekannten, doch denkbar weniger positiv assoziierten Hakenkreuz. Das Peace also genau dorthin, wo das Hakenkreuz einstmals in den Himmel drohte, bedürfe also keiner akademisch-intellektuellen Diskussionen, sondern sei allgemein verständlich – und damit greifbar auch für die Menschen, die sonst vielleicht nicht so recht wissen, wonach sie greifen sollten. Schon im Sommer, erzählt Schulik, der als Psychologiestudent über die Gesellschaft denkt und als Künstler dem öffentlichen Raum derzeit einen Keinkaufswagen nach U1-Quartier Gostenhof installiert hat, habe er bei Freizeitbesuchen an den Dutzendteich bemerkt, dass er zwar in Nürnberg geboren und 26 Jahre aufgewachsen sei, das Gelände aber habe „auf mich nicht unbedingt die Wirkung, die es vielleicht braucht.“ Aus der Vergangenheit erhalten, solle es zwar an eine schreckliche Zeit erinnern, doch habe er zuweilen das Gefühl, „dass dieses bedeutende kulturelle Erbe mittlerweile etwas verkommen ist.“ Gegen Vergessen und Untätigkeit ein Zeichen also, das anders als beispielsweise der architektonische Entwurf des Architekturbüros Glöckner³ „nicht nur ein ohne Zweifel cooles Bauwerk“ sein, „unklar, wie das als Begegnungsstätte funktionieren“ soll, sondern eine zwar schwarze, doch offenen Einladung an alle. Es habe halt ein wenig gebraucht, Worte zu sammeln und auch Mut, um die schwelende Idee nach außen zu geben. Jetzt Regenbogentrittbrettfahrer diskreditiert zu werden sieht Dominik Schulik nicht nur als Nachteil: „Die Stadt muss Wiedergutmachung leisten. Vielleicht sind die Ohren für Ideen jetzt offener.“ Zumal für Aktionen, die fernab vom Illegalen angeboten werden. Und „der Untätigkeit entgegenstehen. Denn Untätigkeit kann sehr gefährlich werden, wie wir aus der Geschichte gelernt haben.“