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Apostile

Rauf aufs Sofa - Wer nicht fragt bleibt dumm

Neulich mal Regen, darum gleich Zeit für Einkehr. Im warmen Wirtshaus angekommen dann Zeit auch fürs Innen, also das gedankliche jetzt, und zwengs keinem Input von Außen eben einen Mordsoutput an superklugen Gedanken entwickelt. Nämlich Fragen: Wie viele Jacken muss ich besitzen, um jeden Morgen in der Kälte bekleidet das Haus verlassen und jeden Abend in der Wärme luftig und unbelastet heimkehren zu können? Und: Wie krieg ich diese sieben Jacken dann am Wochen-Ende heim? Wie viel Fremdscham kann ein Mensch ertragen und warum zahl ich eigentlich für Leitungswasser anstatt mich gegen Honorar zu besaufen? Und kann ich mit dem Satz des Protheseus ausrechen, wie viele Menschen noch ins Deutschland passen, wenn in ungefähr 11 014 Gemeinden ungefähr 2,9 Prozent Wohnfläche leerstehen? Es ist schwierig, man weiß es einfach nicht. Hoffentlich ist bald wieder Schöneswetter und Gedankenfreiheit, also -losigkeit mein ich, Gedankenfreiheit haben der Bill und der Attila und vermutlich auch ein Geheimbund Kreuzritter eh schon längst beschn… Ah genau, Ritter, da wollt ich eigentlich hin. Weil es gibt auch leichte Fragen mit einfachen Antworten. So geschehen letzte Woche, als ich Arm in Arm mit dem Mann meines Herzens das romantische Aquarell der Söderb… nein: Kaiserburg erklomm. Ein traumhafter Abend, der weite Ausblick grandios, Touritäubchen und Turtelisten legten einen Zauber aufs Areal, in dem die Handwerker den Rhythmus des Spätsommers schlagbohrten. Es stellte dann der Herzensmann die eine Frage, die gestellt werden muss in dieser weichgezeichneten Szenerie von Glück und Seligkeit, und also blickte er mit Augen voller Treue und Verzückung zu mir auf und sprach die magischen Worte, auf die ich mein Leben lang gewartet habe: „Und aber du, wo sind eigentlich jetzt die ‘itters?“ Mein Geist vor Liebe verklärt, stellte ich mich der Herausforderung kämpfte mich in Lanzelot’scher Tradition durch ein Turnier des Wissens. „Die Ritter sind wahrscheinlich in der Burg.“ – „Aber wa’um kommen die nicht ‘aus?“ – „Weil vielleicht sind sie sehr beschäftigt.“ – „Aber wa’um sind die beschäftigt?“ – „Vielleicht müssen sie abendessen.“ – „Ich hab schon gegessen.“ – Aber die Ritter vielleicht noch nicht, außerdem müssen die ja so schwer arbeiten den ganzen Tag.“ – „Aber wa’um kommen die nicht einfach ‘aus?“ – „Weil sie sich ausruhen müssen.“ – „Ich muss mich nicht ausruhen.“ – „Du hast ja auch nicht so eine superschwere Rüstung an den ganzen Tag und musst kämpfen und Steine schleppen und …“ – „Kacka machen.“ – „Nja.“ – „Wie machen die ‘itters eigentlich Kacka?“ – „Na die gehen aufs Klo.“ – „Oder einfach in die ‘üstung!“ – „ …“ Nach mehreren Stunden des inquisitorischen Fragens kann ich euch die Lösung aller Lösungen präsentieren. Stolz! Weil: Die auf der Kaiserburg lebenden Ritter fürchten sich vor kleinen Kindern, da diese mangels schwerer Rüstung so viel flinker sind. Deswegen verstecken sich die Ritter in den oberen Gemächern, von wo sie sehnsuchtsvoll nach unten linsen und sich nichts mehr wünschen, als mit den Wuselwürmern im Burggarten zu tollen. Schaut, das war doch ganz leicht. Vielleicht ist die Lösung für die anderen Fragen auch eher einfach.