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Bardentreffen 2018 - die Straßenbühne

Zum 43. Mal bevölkern Musiker und Kulturfreunde aus der ganzen Welt ein Wochenende die Nürnberger Altstadt. Zum 5. Mal mit dabei: die Straßenbühne in der Karolinenstraße, auf der auch am Sonntag vier ausgewählte Künstler und Formationen ihren Stil unters Volk bringen dürfen.

Sie sind ein bisschen wie die Glasur auf einem Erdbeerkuchen: Zwischen die großen, saftigen Obststücke mischen sich süß und besonders die unzähligen Straßenmusiker, die aus der ganzen Welt anreisen, um die Lücken auf Plätzen und Brücken, in den Nischen und Gassen zu verfüllen und so das Bardentreffen, das mit 90 Konzerten auf neun offiziellen Bühnen jährlich rund 200 000 Besucher anzieht, zu einer runden, geschmackvollen Sache machen. Zum fünften Mal dürfen aus etwa 100 Bewerbungen einige wenige Ausgewählte auf einer eigenen Straßenbühne noch ein bisschen besonderer sein. In der Karolinenstraße bekommen sie eine eigene Bühne und darauf die Möglichkeit, gewissermaßen in einem Zwitter aus Parkett und Pflaster die Balance zwischen straßenmusikalisch direktem Publikumskontakt und erhöhtem Bühnenabstand proben. „Die Straßenbühne trägt als Fixpunkt dazu bei, immer mehr Musikgruppen und Solisten in die Karolinenstraße zu ziehen und damit die Straßenmusik-Situation auf der Hauptachse Bahnhof-Hauptmarkt zu entzerren“, so Andreas Radlmaier, Leiter des Projektbüros im Kulturreferat. Kein Widerspruch in sich, sondern „es ist eher die Reminiszenz an die Ursprünge des Bardentreffens: ein Podest, keine Verstärkung – wir heben quasi den Straßenmusiker nur 50 Zentimeter in die Höhe. Außerdem sind bei Straßenbühne Musikstile, Ausdrucksformen, etwa Instrumentalgruppen und traditionelle Chöre, dabei, die im sonstigen Bühnenprogramm normalerweise nicht aufscheinen.“ Wie gut das klappt und wie das dann aussieht, kann man auch am heutigen Sonntag herausfinden – viermal 60 Minuten. Den Auftakt geben „Chutney“ und bringen die Besucherinnen und Besucher mit karibischem Flair in Sonntagsstimmung. Chris Scharrer und Wena Müller „grooven auf einer musikalischen Reise durch den Süden der USA bis in die Karibik – smoother Reggae und relaxter Soul, erdiger Blues, etwasFunk und Latin-Feels“, das klingt nach weichen Hüften und lockeren Knien. Für gewöhnlich als Duo und Trio in Kneipen und Clubs, als vielköpfige Band aber auch auf Musikbühnen wie der des Afrika Festivals unterwegs, freuen sie sich auf „das musikbegeisterte Publikum und die Atmosphäre.“ An die direkt „IsaBelle“ anknüpft, eine junge Dame aus der Region, die sich mit ihren 17 Jahren nicht zuletzt mit einem Auftritt im legendären „Bluebird Café“ in Nashville, USA 2017 einen kleinen Fankreis erarbeiten konnte. IsaBelle arrangiert Pop-Songs der letzten 50 Jahre im eigenen Acoustic-Singer-Songwiter-Stil, was mindestens einen Umstand mit sich bringt: Wiedererkennungs- und Mitsing-Garantie. In diese wohlige Stimmung tanzt gewissermaßen eine Null hinein. Die heißt eigentlich Johannes Molz und ist ein musikalischer und medialer Allrounder: Zur Komposition von Soundtracks und Sound-Designs für Videogames oder der Produktion unterschiedlicher Bands fügt der Mitterfelser mit „Null“ ein „Projekt, an dem ich gefühlt mein ganzes Leben geschrieben habe“ und „alles ausreizt, was ich gelernt habe über Musik, Technik, Schreiben und Produzieren“. Dabei heraus kam 2015 eine Mischung aus Novelle und Musikalbum, die er auf der Bühne vortanzt und zu seinen deutschen Texten mit Baritonakustikgitarre und Loopstation ein „Fingerstylemassaker“ entfesselt. Wie das dann aussieht, dürfen neugierige Flaneure ab 16 Uhr erkunden. Ob es im Anschluss ruhiger weitergeht, bleibt hingegen fraglich – auf alle Fälle kommen bei „The Bubbels“ all diejenigen Nachwuchsbardenfans zum Zuge, die bis dato vielleicht ein bisschen gelangweilt waren – oder vom Auftritt des sagenumwobenen Toni Komisch (14 Uhr, K4) so begeistert, dass sie direkt weitermachen müssen. So sei es: Fußballstars und Kinderindianer, Blaubeereis und rockende Giraffen und Superheld Willi, der alles kann – sogar Hausaufgaben! Auf der Bühne werden die Pädagogen Markus und Petra Wengler zu Bubbelmaus und Bubbelbär und begeistern auf kindgerechte Art mit charmanten Geschichten und herzig-erfrischenden Mitmachliedern. Beobachten, Lachen, Singen, Bewegen und Tanzen – jeder Auftritt wird zum gemeinsamen Erlebnis, mit dem das Bubbelpaar seit 2005 auf Straßen und Kinderfesten, in Grundschulen oder Kitas den Nachwuchs begeistert. Und heute? „Wir bringen in jedem Fall viel gute Laune, einen besonderen Stargast und den neuesten Partytanz von Nürnberg mit!“, verspricht Bubbelbär und will „alle Kinderaugen leuchten sehen.“ Ein Wunsch, der doch erfüllt werden könnten sollte.


Bardentreffen Nürnberg, 27.-29. Juli; das Programm der „Straßenbühne“ (Karolinenstraße, vor der Sparda-Bank) am Sonntag: 14 Uhr „Chutney“, 15 Uhr „IsaBelle“, 16 Uhr „null“, 17 Uhr „The Bubbels“; weitere Infos unter bardentreffen.nuernberg.de/programm