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Hockeyrocky: Woodstockfestival 2017

Als das „Woodstock Festival Nürnberg“ 2013 an den Start ging, war es eigentlich nur gedacht als Rahmenprogramm für ein freundschaftliches Hockeyturnier. Heute, fünf Jahre später, haben sich die Gewichtungen ein bisschen verschoben: Hockey gibt’s schon auch noch – aber vor allem ein Konzert-Line-Up, das sich alles andere als lumpen lässt.

Was geblieben ist, ist der Name. Und der verlangt freilich nach einer Erklärung, will man doch nicht, versichern Bastian Engel und Thomas Schwarz, den Anschein erwecken, allzu überstiegen aufzutreten. „Woodstock“, das ist natürlich eigentlich nur ein Holzstock. Und mit dem wird Hockey gespielt. Das tun der 26-jährige Geograph und 40-jährige Lüftungstechniker seit vielen Jahren gemeinsam mit Pilot Markus Mayer (27) bei der HG Nürnberg, einem der führenden Hockeyclubs in Bayern. Zum Sport gehören traditionell die Pfingsturniere: große Treffen mit Vereinen aus ganz Deutschland, bei denen sämtlichen gemeinsamen Leidenschaften gefrönt wird. „Üblicherweise“, erzählt Bastian Engel, „spielt dann da am Abend mal eine Coverband.“ Aber weil das den passionierten Nürnberger Konzertgängern irgendwie zu schnöde war, beschlossen die für 2013 kurzerhand, ein bisschen dicker aufzutragen. „Wir sind alle sehr aktiv in der Musikszene unterwegs“, und so stricken sie ein Line-Up, das zwar mit den Saitenspinnern durchaus eine etablierte Coverband aufweist, darüber hinaus aber mit Namen wie MyFlint, Skyline Green, Mea & Reas oder Igualdad, den damaligen Gewinnern der NN-Rockbühne glänzt. „Das lief, sagen wir mal, recht chaotisch“, erinnert sich Bastian Engel, „aber es hat alles funktioniert.“ Tagsüber spielen fast 20 Mannschaften Hockey, ab dem Nachmittag gibt’s Musik auf dem Vereinsgelände, auf dem sich neben 200 Sportlern immerhin noch 100 weitere Gäste den Weg einfinden. Kurz darauf war der Geburtsschmerz der Premiere vergessen – und klar: Das machen wir wieder. Alle zwei Jahre, immer zu Pfingsten, „wenn Marek Lieberberg mitspielt“, denn Rock im Park parallel ist schwierig. 2015 hatte sich das neue Konzept schon etwas herumgesprochen. Mehr Mannschaften reisten an, mehr Besucher von außerhalb fanden den beschwerlichen Weg hinaus zum Buchenbühler Weg, das Wetter war prima, die Stimmung auch, „sportlich kann man da nichts mehr erwarten“, muss man aber auch nicht. Was zählt, war die Musik, die beispielsweise Max Buskohl, tragischer Star der DSDS-Maschinerie und Sohn der Rockgröße Carl Carlton, beitrug. Den hat Bastian Engel „einfach angeschrieben, ob er Bock hat“, was er hatte und sich mit Engels VW-Bus als Schlafgelegenheit begnügte. „Das alles ist überhaupt so nur möglich, weil die Bands unser Engagement zu schätzen wissen und uns sehr entgegenkommen“, weiß Thomas Schwarz. Und das tun sie wieder. Und wieder ist das Festival ein bisschen gewachsen: Auf knapp 50 Mannschaften, auf neun Bands, von denen „wirklich jede qualitativ hochwertig ist, darauf sind wir echt stolz“, und die eine Mischung aus Rock, Hiphop und Accoustic bringen, „damit jeder was davon hat.“ Charles Junior und 9Million, der extra aus London anreist, machen „Hiphop, den man erleben muss“. Bei Brickwater & hisjensholdband, Betamensch, Filistine, The Strayin‘ Sparrows, The Cans und MyFlint wird’s verschieden rockig. Und bei Tim Vantol, bei dessen Musik man sich unisono an den großen Frank Turner erinnert fühlt, besonders. Bei so viel Engagement „wäre es schön, wenn mehr Leute kommen würden“, finden Schwarz und Engel, und wissen, dass An- und Abreise eigentlich gar nicht so dramatisch sind, wie der behäbige Stadtzentrumsbewohner vielleicht meint. U-Bahn, Bus, Nightliner, alles da. Ein guter Grund also, einen Pfingstausflug nach Ziegelstein zu machen und die Feiertage zu rocken. Ach so, ja: Und Hockey wird natürlich auch gespielt.

„Woodstock Festival Nürnberg“, 19.&20. Mai ab 14.30 Uhr, HG Nürnberg, Buchenbühler Weg 44, Nbg, Wochenendtickets ab 28,75 Euro (VVK + AK), woodstock-festival.com