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"Lebensfreude pur": Swing Train

Als „Zumba“ sich Anfang der Nullerjahre aufmachte, die Fitnessstudios der Welt zu erobern, ahnte die freilich noch nichts vom bahnbrechenden Erfolg des nagelneuen Tanzsporttrends. Ein bisschen Merengue, ein bisschen Tango, ein bisschen Hiphop, ein bisschen alles. Was soll das schon sein? Heute, fast 20 Jahre später, ist Erfinder Alberto Perez ein reicher Mann und die Nachfrage nach der so schweißtreibenden wie leichtfüßigen Bewegungseinheit ungebrochen. Aktuell aber steht in den Startlöchern eine neue Form der Leibesertüchtigung, die dem lateinamerikanisch geprägten „Zumba“ gut und gern den Rang ablaufen könnte. „Swing Train“ kommt zwar aus dem für weiche Bewegungen eher wenig bekannten England, versammelt dabei aber allerlei Landestypisches in sich: gute Musik, jede Menge Spaß und große Hingabe.

Die Knie gekreuzt, den Blick nach vorn, und linkes Bein, rechts Bein, kickundkick und nocheinmal … Wenn eins feststeht schon nach wenigen Minuten, dann: Wer „Swing Train“ macht, der braucht nicht nur ein gerüttelt Maß an Kondition, sondern vor allem auch Koordination über seine Gliedmaßen. Denn hier geht’s vor allem zackig zur Sache. Was einen der größten Unterschiede zum hinlänglich bekannten „Zumba“ bedeutet: „Das vorgegebene Tempo ist meistens ziemlich hoch“, erklärt Petra Kühlmann, seit 15 Jahren Geschäftsführerin des Frauenfitnesstudios „Das Studio Nürnberg“ – und seit kurzem großer Fan des neusten Trends. „Entweder du liebst es – oder du bist begeistert“, schmunzelt die 45-Jährige und weiß freilich auch, warum. Die Musik, sagt sie, sei „Lebensfreude pur und eine wunderbare Begleitung zur Bewegung.“ Die Musik, das ist der seit einigen Jahren schwer angesagte „Electro Swing“, dessen Pioniere wie Parov Stelar oder Caravan Palace mit dem Mix aus klassischem Swing der 1920er und 1930er Jahre und modernem Elektro einen breiten Nerv getroffen hatten. Eine Stilrichtung, die Petra Kühlmann ziemlich taugt. Und die begeistert war, als sie beim weihnachtlichen London-Besuch entdeckt, dass hier eine entsprechend zugeschnitzte Sportart ersonnen worden war. Anfang März habe sie darum Mitarbeiterin Sarah Wolf eingepackt, um sich vor Ort von „Erfinder“ Scott Cubit als Trainerinnen ausbilden zu lassen. „Nach 45 Minuten bin ich patschnass“, gesteht Petra Kühlmann. „Nur hast du die ganze Zeit gar nicht gemerkt, dass du Sport machst.“ Tatsächlich fühlt man sich eher, als sei man zum Vortanzen für die nächste Musical-Produktion angetreten. Gut, für eine Laiengruppe zwar, aber immerhin. Charleston, Lindy Hop, Hot Jazz – man kann die Federboa förmlich spüren, das Pailettenkleid klimpert um die Beine, die Perlenkette um den Hals. Doch ehe man sich’s versieht, liegt man auf dem Boden. Nicht gestolpert, sondern auf Kommando: Liegestütze! „Wir kombinieren die Tanzelemente mit denen des klassischen Workouts“, erklärt Sarah Wolf und weiß: Das gibt nicht nur Ausdauer und Kräftigung, sondern auch Straffung. Was der Mensch halt braucht. Und zwar der jeder Art: „Swing Train“, das nur unter diesem Namen nur anbieten darf, wer entsprechend lizenziert ist, ist für alle da. „Gewicht, Alter, Fitnesslevel – egal. Jeder kann mitmachen.“ Die Schrittfolgen, die jeweils pro Lied eine eigene Minichoreographie ergeben, werden langsam aufgebaut, sind extrem reduziert. Keine Angst also vor verknoteten Füßen. „Wer nicht springen kann, der springt halt nicht“, beruhigt Petra Kühlmann vorsichtige Gemüter. Es geht ja nicht um Leistung, sondern um „die Musik, um Interesse am Tanz, darum, zu schwitzen, ohne es zu merken, Vollgas in der Gruppe zu geben.“ Ein Prinzip, dem die Chefin seit Gründung ihres Studios treu bleibt – nicht umsonst heißt es hier „Männer müssen leider draußen bleiben.“ Und: „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Trends. Und wenn ich ‚neu‘ sage, dann meine ich ‚neu‘.“ Und so ist „Das Studio“ derzeit tatsächlich die einzige Fitnesseinrichtung deutschlandweit, in der man „Swing Train“ ausprobieren kann – und vielleicht bei der nächsten „Electro Swing“-Party mit ziemlich zackigen Schritten glänzen.

„Swing Train“ in „Das Studio Frauenfitness“, Laufertorgraben 2, Nbg, Mo (10.45-11.30) & Mi (19.15-20), Tel. 0911 274 11 32, das-studio-nbg.de