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Lebendig und jung: Silvia Wawarta zeigt "NBG POP"

„Was Lebendiges und Junges über Nürnberg“ wollte Silvia Wawarta machen, keine typische Reportage oder Dokumentation, sondern „eine Kunstserie, die meine Heimat so darstellt, wie ich sie sehe – mit all ihrem Esprit“. Vor fünf Jahren bereits konzipierte die 35-jährige Fotografin ihre Serie „NBG POP“, jetzt darf sie endlich hängen – sehr unpoppig, dafür umso kontrastreicher: Im Foyer des Musiksaals in der Kongresshalle, der mindestens den Besuchern der Nürnberger Symphoniker bekannt ist. Obgleich eher unbebildert.

„Ich freue mich sehr, als erste Einzelkünstlerin hier ausstellen zu dürfen“, sagt Silvia Wawarta und hofft, dass das der Beginn einer längerfristigen Kooperation zwischen dem sonst eher ausstellungsscheuen Haus und den Künstlern der Stadt sein könnte. Eine Stadt, die so lebendig, so heimelig, qualitativ hochwertig und lebendig und „immer ein Zuhause“ ist, schwärmt die Fotografin, sagt, dass sie hier nie wegwollte und gleichzeitig, dass der Nürnberger Kunstmarkt es den Fotografen schwermache. Galerie und Fotografie, das vertrage sich hier nicht gut, findet Silvia Wawarta, und hatte deswegen vor einigen Jahren eigens ihre „Fotogalerie Nürnberg“ ins Leben gerufen, ein kleiner Ort für große Bilder. Den es nicht mehr gibt, der auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist. Bis dahin aber hat immerhin Wawartas Pop-Serie ein angemessenes Obdach gefunden. Lang habe sie gesucht nach geeigneten Wänden für die großformatigen, quietschbunten Bilder, die Perspektivenwechsel zeigen und erzwingen, die spazieren gehen zwischen urban und rural, zwischen Altertum und Moderne, die altbekannte Szenerien in neue Ausschnitte zerlegen oder und vor allem extrem bearbeitet und darob teils völlig verfremdet sind. „Vielleicht sind das die Bilder, die unsere Wände brauchen“, habe Katja Frobel, Assistentin des Intendanten und PR-Chefin der Symphoniker, überlegt, und Silvia Wawarta befunden: „Vielleicht sind das die Wände, die meine Bilder brauchen.“ Ein schöner Handschlag, kreischen die farbenfrohen Fotografien doch nachgerade von den alten Backsteinmauern herab und zwingen das Auge, sich an ihnen festzuklammern, einen Ruhepol zu finden. So sieht die Burg von oben in Pink plötzlich ganz anders aus als in Blau, sind andere Distanzen nötig zur Betrachtung. So strapazieren sich die Sandsteinwände des Klarissenplatzes in ihr buntes Gegenüber hinein. So sieht der Flughafen plötzlich aus wie eine Neonschrift, symmetrisch reduziert, „als hätte ich ihn aufgeräumt und arrangiert.“ So gibt’s die Knoblauchsland-Kuh ganz klassisch im Portrait und gekörnte Menschen, die auf Caddys schlafen. „Nürnberg ist so vielseitig“, sagt die Fotografin, „es wäre zu schade gewesen, eine einheitliche Serie zu machen, eine mit nur Stadt oder nur Land“. So aber ist „NBG POP“, das übrigens nicht mit dem ähnlich lautenden Musikfestival zu tun hat, eine Mischung und „stellvertretend für alles, was hier so passieren kann“, eine überschaubare Serie aus acht Bildern, die das Leben hier verdichtet darstellt und einen gemeinsamen Nenner hat: die Pop-Art, die extreme Bearbeitung der Fotografien. Und die Perspektive der Fotografin: „Das ist mein Nürnberg.“

 

„NBG POP“, Foyer des Musiksaals in der Kongresshalle, Bayernstr. 100, 90471 Nürnberg; Ausstellung geöffnet immer eine Stunde vor den Veranstaltungen der „Symphoniker Plus“; Termine: 19.&20. Oktober, 9.&11. Februar sowie voraussichtlich 8.&9. März; wawarta.com