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Hospiz- und Palliativwoche Nürnberg 2017

Fragt man Ingrid Kästlen, warum man sich für eine Hospiz- und Palliativwoche interessieren wollte, wo man sich selbst doch eigentlich recht lebendig fühle und auch im Umfeld nichts zu beklagen habe, so muss die 54-Jährige nicht lange überlegen: „Weil wir Themen behandeln, die zu jedem einzelnen Leben dazugehören“, sagt sie. Und dass jeder mit Ängsten belegt sei rund ums Thema Tod, dass jeder dann doch seine eigenen Erlebnisse habe und es wichtig sei, sich damit auseinanderzusetzen – und das helfen könne, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Deswegen lautet das Motto der 2. Hospiz- und Palliativwoche Nürnberg auch „Selten zu früh, manchmal zu spät – Reden über das Sterben.“

Doch was bedeutet das eigentlich, „Hospiz“? Herberge, im wörtlichen Sinne. Im übertragenen „klassische Sterbebegleitung“ wie sie das Hospiz-Team Nürnberg e. V. seit nunmehr 25 Jahren anbietet. Ambulant, in einer Pflegeeinrichtung oder einem Altenheim, „wir kommen überall dort hin, wo der Mensch zu Hause ist“, sagt Ingrid Kästlen, Pressesprecherin des Vereins. Und im praktischen Sinn die Begleitung Sterbender und deren Angehörigen gemäß der vier Säulen der Hospizarbeit: die palliativpflegerische und –medizinische sowie die psychosoziale wie auch spirituelle Betreuung. Was bedeutet, dass „niemand alleine sterben soll“, dass Schmerzen bestmöglich reduziert werden, dass „letzte Dinge geregelt“ und auch Fragen des Lebens gestellt und beantwortet werden können. Die „neutrale Sicht von außen“ eines Hospizbegleiters könne dabei enorm unterstützend wirken, sagt Ingrid Kästlen, da der emotional weniger involviert ist als beispielsweise Angehörige. 165 Menschen betätigen sich beim Hospiz-Team Nürnberg e. V. ehrenamtlich als Sterbebegleiter. Die Aufgabe gestaltet sich so unterschiedlich, wie Menschen verschieden sind. „In erster Linie sind wir dafür da, dem Sterbenden zuzuhören, Emotionen ausleben zu lassen und auch gemeinsam auszuhalten – einfach da sein“, sagt Ingrid Kästlen und erzählt von der Wut der Menschen, von Trauer und Verzweiflung, aber auch von viel Lachen und Teilhabe. Neben dem langsam aufzubauenden Vertrauensverhältnis zum Sterbenden ist auch die Erfüllung letzter Wünsche Teil der Aufgabe der Begleiter, die alten Menschen ebenso zur Seite stehen wie sehr jungen, behinderten Menschen ebenso wie obdachlosen. Es geht viel um Essen, um Musik oder Gerüche – aber auch um Kinder, die sich nach einer letzten Geburtstagsfeier sehnen oder ein letztes Mal das Christkind zu sehen. Wünsche, die zu erfüllen freilich alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. Oft aber sind es auch die Angehörigen, die Rat oder Hilfe beim Hospiz-Team suchen. Jedem Menschen steht das Angebot offen, sich jederzeit an die Telefonberatung zu wenden, die ebenso „kostenlos, aber nicht umsonst“ ist wie die Sterbebegleitung. „Oft hilft ein einziges Telefonat, um Angehörigen wieder Mut und Zuversicht zu geben“, sagt Ingrid Kästlen. Es ist ein weites Feld von Fürsorge und Akzeptanz, von Unterstützung und Entlastung – vom Menschsein. Dessen Facettenreichrum sich auch im Programm der Hospiz-Woche wiederfindet. Gleich am heutigen Sonntagabend gibt es mit „Voices for Hospices“ einen bunten musikalischen Abend voller Lieder und Texte, die mal nachdenklich, mal humorvoll sind und „gar nicht sterblich“, wie sich auch der Workshop „Bewusste Sprache“ am Montag eher allgemein mit Kommunikation befasst. Doch natürlich dürfen Themen wie „Mit Kindern über das Sterben reden“ oder „Ernährung am Lebensende“ nicht fehlen. Die einzelnen Programmpunkte sind zum Großteil kostenlos und finden in verschiedensten Einrichtungen in Nürnberg statt. Alle Informationen zum Programm finden Sie unter www.hospizundpalliativwoche.hpz-nürnberg.de