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Speed Breed SC: Große Liebe zu altem Blech

Wenn am 24. Mai plötzlich das Königstor voller altem italienischen Blech steht, mögen sich manche wundern, die meisten aber freuen. Für alle jedenfalls lautet die Antwort: Speed Breed SC.

„Sich aufs Motorrad setzen und aufs Gas drücken, das kann ja jeder. Aber mit so einem Roller 500 km weit fahren und auch wieder heim zu kommen und dafür 15 statt zwei Stunden zu brauchen – das ist halt ein Abenteuer.“ Da sind sie sich einig, die Jungs vom „Speed Breed SC“, Nürnbergs einzigem Vespa-Club. Nun, Jungs, das waren sie mal: 1990, als der Club gegründet wurde. Heute, fast 25 Jahre später, hat sich viel geändert. Geblieben ist den 15 „Speedbreeds“, was sie immer schon geeint hat: Freundschaft, Lebensgefühl und die große Liebe zum Blech.

Die begann Ende der 80er Jahre, als die Scooter-Welle aus England in Nürnberg ankam. Die hatte neben Musik und Outfit auch die Zweiräder im Schlepptau, anhand derer sich die Jugend in zwei Lager aufspaltete. „Da gab es dann Prolls und Vespa-Fahrer“, erzählt Karel Trncak, und dass letztere irgendwann damit begannen, sich immer freitags auf dem Hefnersplatz zu treffen. Abhängen, Roller fahren und noch so andere Sachen, und dann wird Nürnberg zu klein und man beginnt, den Radius immer größer zu ziehen. Hamburg, Aachen, Amsterdam, Treffen gibt’s in ganz Europa, das schweißt zusammen, und dann braucht man einfach einen Club, weil das „so ein Männerding“ ist und man auf die Kutten außerdem so toll die Abzeichen und Aufnäher anderer, befreundeter Rotten tackern kann. Heute „haben wir Kinder, Hämorrhoiden und Rücken“, schmunzelt Patrick Waterlot, „da fahren wir zu einem Treffen tendenziell doch eher mit dem Auto.“ 

Das tut freilich der Liebe zu den „Zirkusmopeds“ keinen Abbruch. Motorräder? Die Option weisen die Herren um die vierzig empört zurück. „Die meisten von uns hatten schonmal ein Motorrad“, sagt Udo Prunar, „haben das aber fix wieder aufgegeben.“ Biker, sagen sie, die wären irgendwie so verspannt, „bei uns funktioniert alles seit 25 Jahren bestens ohne Hierarchie, wir machen einfach eine ewige Bad-Taste-Party.“ Was nur so halb richtig ist. Wer sich grade harte Kerle mit finsterem Blick und Ledermontur vorstellt, fehlt weit. Die Kutten sind meist ersetzt durch die „Yuppie-Variante mit Anstecker“, die wilden Jungs sind Beamte geworden, Unternehmensberater, Gastronomen, Verleger oder Handwerker. Geblieben sind die Roller, und wenn man sich trifft, dann ist da wieder die „regellose Zusammenkunft von Verrückten“, die zusammen schrauben und feiern und eine Familie sind und „heillos romantisch“, findet Patrick Waterlot, das erkenne man doch schon daran, dass die meisten immer noch ihren ersten Roller fahren und den mit leuchtenden Augen schön finden wie am ersten Tag, „mit den Formen und Kurven“, und Musik hören, „in der es nur um Liebe geht.“ 

Da wird das Erkennungszeichen des Clubs, der grüne Teufel, den man überall im Stadtbild finden kann, schon wieder ein bisschen lustig, aber das, sagen sie, sei ja allein schon der Name, „Speed Breed, das ist doch totaler Schmarrn: Roller und Geschwindigkeit …“ Dass es primär um „Roller und Gemütlichkeit“ geht, dürften spätestens am 24. Mai all diejenigen erkennen, die sich um 11 Uhr am Königstor einfinden. Dann nämlich trifft sich der „Speed Breed SC“  zur jährlichen Ausfahrt nach Kammerstein. Eine lustige Reise, die so schnell ist wie das langsamste der über einhundert Gefährte, und an deren Ende eine große Grillerei steht. Mitfahren darf, ob Männlein oder Weiblein, „gerne jeder, der einen Blech- und Schaltroller hat“, und dann wird losgeknattert – quer durch Nürnberg, mitten rein ins Herz. Dafür braucht’s nicht viel PS. 


www.speedbreed.de Treffpunkt: 11 Uhr, BALKON Nürnberg, Handwerkerhof, Abfahrt 13.00 Uhr, Routenlänge: ca. 47km, Ziel: S.E.Sc. in Kammerstein bei Schwabach (Tag der offenen Tür mit Biergarten und Grill), Afterscootparty: K-Sechs, Hallplatz, Nürnberg, 21.00 Uhr, SuperSchallplattenShow mit ScooterboySoundSystem, Freier Eintritt!