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Felix Pensel: "Wenn ich rausgeh, muss es alles toppen"

Bilder, in denen sich der Betrachter verliert, riesige Gemälde, die ein flüchtiges Vorbeigehen unmöglich machen – schatzkartengleich, mehrdimensional, entdeckergeistweckend sind die Werke eines jungen Nürnberger Künstlers, der bereits 2007 beim Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten zu finden war. Nur eine eigene Ausstellung hat er sich seitdem getraut, 2015 in der „Galerie Eisdiele“. Das, sagt Felix Pensel, „war das krasseste, was mir je passiert ist.“ Ein Statement, ein durchschlagender Erfolg – der, so scheint es, dem 29-Jährigen eine gehörige Portion Respekt eingeflößt hat. Vor sich selbst. Eine weitere große Ausstellung hat es seitdem nicht gegeben. Doch wenn Felix Pensel nicht zu uns kommt, dann gehen wir eben zu ihm.

In die Roonstraße. Hier in Johannis ist der Lebens- und Schaffensort desjenigen Künstlers, der sich so zurückhaltend wundert über das Staunen, dass seine Bilder beim Betrachter auslösen. Moderne Mosaike in Schwarzweiß, hunderttausend winzige Bestandteile, Wörter, Gesichter, Gegenstände, Zeichen, die zusammen ein eigenständiges Motiv ergeben. Felslandschaften, Frauenknäuel, lachende Gesichter. Alles gezeichnet mit der Hand, alles in akribischer Kleinstarbeit konzipiert, komponiert. Circa 300 Stunden Arbeit stecken in jedem der 15 bislang entstandenen Motive, 70x100 Zentimeter Detailverliebtheit. Wie kommt man denn auf sowas? „Ich konnte nie klassische schraffieren“, hört man, und als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt: „Deswegen habe ich mir eine eigene Schraffur ausgedacht.“ Schon als Kind beschloss Felix Pensel, „so perfekt und akkurat“ zu werden wie Dürer. Den hatte ihm der Großvater, selbst Grafiker, nahegebracht, immer sonntags gab es Sendung mit der Maus und gemeinsames Malen. Dann gab’s Graffiti. Und dann die Erkenntnis, dass man mit legaler Kunst und legalen Leinwänden viel mehr Menschen erreichen kann. Die Akademie der Bildenden Künste wollte ihn nicht. Die Ausbildung zum Mediengestalter wollte er nicht. Die Ohm-Hochschule lehrte ihn u.a. Illustration und Typographie. Das Leben lehrte ihn seinen eigenen Weg. 2012 ging er nach Spanien, arbeitete und blieb da eineinhalb Jahre, ging nach Berlin und blieb da nochmal so lang. Hier, sagt Felix Pensel, an der Spree, habe er begonnen „mit der Schwarzweißsache“. Wegen Nachdenken müssen, zur Ruhe kommen. Und einem Betrachter die Möglichkeit zu geben, sich selbst Gedanken zu machen, sich Zeit zu lassen. Sich in die Welt auf verschiedenen Ebenen hineinzuträumen. Von der Ausstellung in der „Eisdiele“ im Januar 2015 erzählt Felix Pensel mit nachhaltiger Verwunderung. Von der Begeisterung, vom Menschenandrang, von Bildkäufen, „und dann hat man plötzlich einen Namen.“ Und Aufträge. „Plötzlich bin ich Inneneinrichter“, sagt er und muss lachen, erzählt von der Gestaltung von Wänden und ganzen Räumen, von Wohnmobilen. Erzählt aber vor allem auch von den vielen Workshops mit Kindern, die er abhält. Für die Awo, für Kindergärten, für Horte. Dass er ihnen Geschichten erzählt und Fantasie anregen möchte, Kreativität wecken und Augen öffnen, den Kindern etwas vermitteln, was „ich selbst zu spät gecheckt habe.“ Die Eltern, sagt Felix Pensel, seien beeindruckt. „Das beflügelt mich.“ Malen „was ich will, ohne zu verstehen, warum“, das tut er immer noch. Mittlerweile viel mit Öl, vor dem er früher Angst hatte, viel mit Licht und Dunkelheit, mit Liebe. Sucht die Wahrheit, stellt Fragen, will Antworten finden, „weiß, dass ich die Kraft habe, durch meine Bilder Positivität in die Welt zu bringen.“ Also doch dann vielleicht in eine Ausstellung? „Nö“, sagt Felix Pensel zögerlich, nicht so der Öffentlichkeitsmensch, erklärt er, sieht man ihm das Unbehagen an. Mischt sich lieber leise in die „Sommerkollektion“, hängt still Bilder in eine Burger Bar. „Wenn ich rausgehe, muss es geil sein und alles toppen“, sagt Felix Pensel und genügt seinen eigenen Ansprüchen nicht. Außer inkognito, da geht’s dann schon: Kryptisch lädt das Kreativlabor „H¥BRO$“ am 28. April zur Blitzausstellung „mi casa su casa“ von 18 bis 0 Uhr in die Roonstraße 13. Da sollte man doch mal vorbeischauen.

http://hybros.gallery/