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Apostile

Die Partykolumne - Zimmerpflanzeneuthanasie

„Inspiration comes with the Zeitdruck“, hat die Kollegin grad geschlaumeiert, weil ich so: heulheul, seit Stunden, weißes Blatt, Haareraufen, Fingernägelkauen. Aber gut, die tut sich ja leicht, weil die lehnt sich halt zurück auf ihrem Ohrensessel und wartet, dass das Hausgetier schon irgendeinen Unsinn veranstaltet haben wird, den man für die Nachwelt chronisieren muss, wähwähwäh. Schwach hebe ich den Kopf von der Tastatur und mantraisiere, dass ich aber halt kein Haustier … Ja ja, ihr wisst’s, ich weiß. Wobei das so grad gar nicht mehr stimmt, hab ich doch derzeit ganz viele Haustiere. Unfreiwillig. Eins davon ist sehr grün und sehr rosé, hört auf den wohlklingenden Namen „Hortensie“ und säuft mir die Haare vom Kopf. Ein Charakterwesen, das sich zuweilen über Nacht in eine beleidigte Leberwurst verwandelt. Um mich wissen zu lassen, dass ich es vernachlässigt habe, stellt es sich scheintot und lässt sich nur widerwillig durch hurtig eingeleitete Reanimationsmaßnahmen versöhnen. Manchmal droh ich im Zwiegespräch mit sofortiger Entsorgung, doch da lacht sie mich nur fröhlich an, winkt mit den Blüten und weiß sehr wohl, dass ich das nicht übers Herz bringe. „Euthanasie von Zimmerpflanzen“, ein Thema, das mich seit jeher beschäftigt. Aufgrund einer in meinen Gemächern Einzug gehalten habenden Trauermückenplage aktueller denn je. Weil Haustier vielleicht super, aber eher nicht in Form überall herumliegender Leichen. Doch anstatt alles vom Balkon zu werfen, versuch ich vom Streichholz bis zum Aschewasser allerlei Hausmittelchen, um mich statt der Grüngenossen nur der flüggen Plage zu entledigen. Pflanzen kann ich nicht mal umbringen, selbst wenn ich’s versuche: Ein Basilikum, der normalerweise exakt bis kurz vor der ersten Ernte hält, schwoll im letzten Sommer zu einem Gebüsch an. Der Versuch, das Getüm im Herbstfrost sich selbst zu überlassen, scheiterte, und so nahm ich das tapfere Wesen mit hinein, wo es nun in der Küche zu einem strammen Wald mutiert ist. Anderen Pflanzen stehen seit Jahren in einem Zwist mit mir, indem sie mir bockig beweisen, dass es sehr wohl möglich ist, keinerlei Erde, geschweige denn Nährstoffe zu benötigen und stattdessen auf dem Wurzelbett sich selbst zu genügen. Der König der Disziplin, darf ich an dieser Stelle verraten, steht in der Marienstraße. Der Gandhi unter den Zimmerpflanzen: Zimmerhoch, klapperdürr, bar jedweder Habe, lebt er aufrecht in der Ecke und schleudert einem jeden Besucher freundlich seinen Stolz ins Gesicht. Jetzt Erkenntnis: Hausmittelchen kills the Zimmerpflanze. Gelb, grau und traurig hängen alle in der rum, derweil die Trauermücken totentanzen. Hab jetzt alles offiziell vergiftet, mich ins Ausland abgesetzt und hoffe auf eine Auferstehung bis Montag ganz im österlichen Sinne. Und dann schauen wir mal, wer als letztes lacht. Ihr jetzt schon: „DJ Duell“ (Stereo, Klaragasse), „Monsters of Jungle“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Die linke Party“ (Zentralcafé, Königstraße), „Die Macht der Nacht“ (Cult, Dooser Straße) sowie diverse andere dynamische Auslegungen des Stillen Feiertags und dann Sonntag: „1 Jahr You Are Here“ (MUZ, Fürther Straße), „All you can beat“ (Z-Bau), „Ostertanz“ (T90, Flughafen), „5Y Abrakadabra“ (Rakete, Vogelweiherstraße) „Eine Nacht“ (Mitte, Hallplatz), „Kabbala“ (H33, Engelhardsgasse), „Organic Floor“ (Waschsalon, Klingenhof). Frohe Eiersuche!