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10 Jahre Yucca

Im Laufe eines Lebens kann sich ein ganzer Haufen Lieblingsmomente ansammeln, klar. Im Laufe vieler Jahre, die man gemeinsam als Band verbringt, wahrscheinlich erst recht. Kein Wunder, dass die Jungs von „Yucca“ ihr Konzert anlässlich des 10-jährigen Jubiläums unter genau diesem Motto laufen lassen: Lieblingsmomente.

Die nämlich, erzählt Sänger Christian Mertel, die echten Lieblingsmomente, die sind im Herzen verankert und im Kopf. Nicht auf Selfies festgehalten, mit Filtern bearbeitet und im Netz gepostet. Nachdenkliche Worte des 34-Jährigen, die exemplarisch sind dafür, wie die Band heute dasteht: Mit beiden Beinen fest im Leben, reifer geworden und reflektierter. Aber kein bisschen leiser. Waren sie eh noch nie, die fünf aus dem Hersbrucker Raum, die nicht nur als Musiker zusammen im Proberaum und auf der Bühne stehen, sondern seit 20 Jahren vor allem als Freunde durchs Leben gehen. „Das ist unsere Basis“, so Mertel. „Wir sind in erster Linie Freunde, die in zweiter Linie gemeinsam Musik machen.“ Yucca hält die Freundschaft am Leben und umgekehrt. Da kann es schon mal passieren, dass im Proberaum mehr gequatscht wird als gespielt. Das wiederum aber schlägt sich in den Texten nieder.  „Kinder von Früher“, eines der insgesamt sechs neuen Stücke, die „beim Konzert am Samstag erstmals das Licht der Bühne erblicken werden“, erzählt die Geschichte der Jungen der fünf Musiker Chris Mertel, Peter Graf, Matthias Scharrer, Daniel Hönig und Neu-Schlagzeuger Ric Simon, vom viel erlebt haben, viel durchgemacht haben, den Partys, die man heute vielleicht nicht mehr ganz so dringend besuchen muss, weil alles irgendwie schon zigmal da war. „Wir sind alle viel gelassener geworden“, sagt Mertel, aber dass sie weiterspringen wollen. Wenngleich bewusster. Wie in „Augenblicke“ thematisiert: „Wir wollen dafür sensibilisieren, dass man sich selbst nicht immer so wichtig nehmen sollte, mal runterkommen vom eigenen hohen Ross und den Wohlstandsproblemen, sich darüber im Klaren sein, dass es vielen anderen sehr viel schlechter geht.“ Deswegen auch neuerdings die Texte in der Muttersprache statt auf Englisch? Die erscheint in Auszügen bereits auf dem letzten Album „Seasons“. Da habe die Band bereits Gefallen daran gefunden, auf Deutsch zu singen. „Damit können wir uns besser identifizieren, fühlen uns wohler und sind damit auch authentischer“. Und ganz auf Linie mit dem sprachlichen Selbstbewusstsein, dass die deutsche Musikszene heute zeigt. Und die die „Yuccas“ ohnehin haben, die auf der Bühne explodieren und einer Energie freien Lauf lassen, die man den zurückhaltenden Mittdreißigern nicht unbedingt von weitem ansieht. Umso sympathischer. Kein Gepose, sondern Musik, keine Sprüche, sondern Texte, wenig Gerede, viel zu sagen. Eine Energie, die sich nach fast einem Jahr Bühnenabstinenz umso gewaltiger entladen wird am kommenden Samstag und der nichts anzumerken sein wird vom herben Rückschlag 2009, als sämtliches Equipment im Wert von 40 000 Euro sang und klanglos im wahrsten Sinne des Wortes absoff. Doch auch hieraus können Lieblingsmomente entstehen, zeigt sich Yucca doch bis heute beeindruckt davon, „wie toll die hiesige Musikszene damals zusammengehalten und uns unterstützt hat.“ Musikalisch nach wie vor kein „Mainstream“, wenngleich frühe Vertreter des Indie-Elektro-Pops, entwickeln „Yucca“ Effekte und Sounds, die so nicht zu hören sind, ausbrechend aus dem üblichen Popschema, emotional und mitreißend, tanzbar und doch immer mit einem Hauch von Melancholie, vereinen die fünf heute alles, was sie in zehn Jahren Bandgeschichte musikalisch experimentiert haben. Dazu gehört übrigens auch das DJ Set „Bada Bing!“, mit dem die Yuccas gemeinsam mit Jens Riedel regelmäßig hiesige Clubs beglücken. Naheliegend, dass die fünf kurzerhand ihre eigene Aftershowparty selbst beschallen, bevor sie sich weiter an die Planung der 2017-Tour machen. Das kann ja heiter werden? Aber ganz sicher!

„Lieblingsmomente – 10 Jahre Yucca“, Samstag, 26.11., 20.30 Uhr, Zentralcafé (Königstraße), AK 10 Euro (Inkl. Pre- & Aftershowparty), www.yucca-music.de