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Apostile

Die Partykolumne - Weiße Weste

Ich bin vorhin mal wieder einem meiner Lieblingshobbys nachgegangen und hatte dabei Gelegenheit, über die Fragen des Lebens zu kontemplieren. Wie so oft habe ich jetzt das unstillbare Verlangen danach, dieses Sujet mit euch zu teilen. Also: Ist das bei euch eigentlich auch so, dass jedwedes weiße Wäschestück nachgerade danach zu dürsten scheint, sich dieses anscheinend lästigen Farbzustandes zu entledigen? Ich kam darauf, weil inmitten der Ladung Weißwäsche das jüngst erworbene Weißtextil lag und derart jungfräulich grell strahlte, dass die Umgebung aussah wie Gelbwäsche, was mich traurig stimmt, wollte ich doch eigentlich nicht in gelbem Bettzeug schlafen müssen fürderhin. Zu spät.

Jetzt muss Chemie ran – woraufhin man in den darauffolgenden Wochen für seine Umgebung als olfaktorisches Gesamterlebnis mit der Reinigungsanlage eines jedweden öffentlichen Schwimmbades konkurriert. Oder: der Müll. Oder: Friede mit dem Gilb. Das ist jetzt aber nur die eine Seite der Problematik, weil der Gilb, das ist so ein schleichender Prozess, und solcher ist man sich ja bekanntlich nicht so dauernd bewusst sondern ähnlich einer langwierigen Gewichtszunahme erst, wenn man unversehens einen Vergleich zum früheren Zustand vor Augen geführt bekommt. Das Phänomen, das mich eigentlich wesentlich mehr beschäftigt, ist dasjenige, das reinweiße Gewänder frischest gewaschener Natur gleichsam einer Spätpubertierenden nach Defloration trachten lässt: jedes Mittel ist ihm recht, sich von seiner Unbeflecktheit zu befreien.

Als hierfür besonders geeignet haben sich im Laufe der Jahre herausgestellt: morgens-oder-wann-auch-immer-im-Gehen-schnell-noch-hinuntergekippterKaffee, der; blau-rot-gestreifte-mit-grünen-Kügelchen-die-so-zerfisseln-wenn-man-sie-rausputzen-möchte Zahnpasta, die; ich-rüh-mir-nur-noch-schnell-eine-an Salatsauce, die; ich-ess-unterwegs-schnell-ein-Sandwich-weil-ich-komm-vor-23-Uhr-nicht-mehr-heim Tomate, die … und so weiter und so fort. Ich mein, jetzt könnt man sagen: Im Winter geht ja das, Jacke zu, Schal drauf, fertig. Aber bitte wer trägt denn im Winter weiße Klamotten? Niemand, richtig, man muss sich ja auch optisch der alljährlichen Weltuntergansstimmung anpassen und darf da keinesfalls als Kakadu herausstechen, am End fühlt sich eins bedroht von zu viel Farbe. Also machen wir das, reflexartig, im Frühjahr, und dann im Sommer eh, weil wir alle Raffaelo sind, und dann hab ich halt normal nicht grad einen Parka einstecken, mit dem sich das Malheur bedecken lässt. Trag ich künftig vielleicht nur noch Camouflage, die gibt’s ja auch in Sommeroptik. Und ist auch wieder voll en vogue.

Seht selbst: „4Y Superklub“ (Rakete, Vogelweiherstraße), „Next Generation Bass“ (KK, Königstraße), „Orchid“ (K4, ebd.), „Indie Clausur“ (Stereo, Klaragasse) und viel wichtiger am Samstag „Tanz in den Mai“ (Parks, Stadtpark; Mach, Kaiserstraße; Stereo), „18 Jahre Jazzboutieque“ (Z-Bau, Frankenstraße), „80s/90s“ (T90, Flughafen), „Don’t Rock that Boat Baby“ (Mississippiqueen, Hafen), „Buckshot“ (Nano, Königstraße), „Rosa Hirsch“ (Vogelweiherstraße), „Skandal um Rosi“ (Luitpoldstraße). Am Sonntag eröffnen wir dann Biergärten. Mindestens. Ich bin die mit der weißen (Schwimm)Weste.