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Column

Die Partykolumne - Adventskalenderleid

Alle Jahre wieder durchwandere ich die Adventszeit als ein tiefes Tal der Trübnis. Das hat nichts mit Wetter und Dunkelheit zu tun. Kindergarten! Auch nicht mit irgendeinem Pärchen- und Single-Dilemma. Pustekuchen! Geschenke-Stress liegt mir fern, und gegen den möglicherweise von Michael George ausgelösten bin ich weitgehend unempfänglich. Nein, was mich in der Seele schmerzt, das ist das Thema „Adventskalender“. Was, ruft ihr, das ist doch was für Kinder! Ja und, zucke ich die Achseln, dann berufe ich mich eben auf mein Inneres Kind, und das hat auch Bedürfnisse. Dann, wisst ihr bauernschlau, kauf dir doch bitte einen! Gut, der Rat ist jetzt so verkehrt nicht, schließlich besteht ja ab August die Möglichkeit. Aber selbstverständlich geht es darum nicht. Erstens ist selber kaufen doof, das ist ja, wie sich selbst ein Osternest verstecken und sich dann total übers Finden freuen. Und zweitens will ich keine Ekelschokolade in Tannenbaumform, die man 24 Tage sammelt oder vorher alle herausbricht, weil man vergessen hat, für den Kuchen Schokosplitter zu besorgen. Nein, ich möchte einen solchen, in dem Schweiß und Blut steckt. Und zwar nicht das von asiatischen Kinderhänden. 
Ich wende mich also mit meiner Qual an die zuständige Adventskalenderbeauftragte. „Bittebittebitte machst du mir dieses Jahr mal wieder einen?“ flehe ich. Die Antwort erfolgt so prompt wie eindeutig. „Aber sonst geht’s dir noch gut?“, nämlich. „Ja, sonst schon“, sag ich und schmeichle weiter „aber noch besser ginge es mir, wenn du diesen mirakulösen Adventskalender, den du mal genäht hast, wieder hervorstauben und liebevoll befüllen könntest. Mit Kaugummis. Oder einer Murmel. Dann wäre die Welt eine schöne.“ Hierauf folgt ein Referat, das ich zugegebenermaßen nicht zum ersten Mal höre, aber man gibt halt so leicht nicht auf. Der Vortrag handelt von Zeit im Allgemeinen und für jahrelanges Kinderglück aufgewendete im Speziellen, von Erwachsenwerden  und –sein und dementsprechendem Verhalten. Infolgedessen verweise ich empört auf die Folgen seelischer Grausamkeit und kündige an, umgehend sehr viele sehr große Stiefel zu besorgen, um sie beizeiten vor die Tür, ach was, vor gleich mehrere Türen zu stellen und eindringlich auf deren Befüllung zu hoffen. Ansonsten drohe Vergeltung, rufe ich über die Schulter und ziehe fröhlich pfeifend meiner Wege, direkt hinein ins Wochenende. Vielleicht doch gar nicht so schlecht, dieser Advent. 
Zuvor gilt’s aber, noch so einen vermale… äh … gebenedeiten Stillen Feiertag zu absolvieren. Also Freitag raus mit Euch! Menschen mit „Tics“ ab in die Mitte (Hallplatz), ein Teil davon gerne auch zu „Prinzessinnen & Superhelden“ in die Bar77 (Luitpoldstraße) oder nach nebenan, wo der Lui HipHop liebt, die Indabahn (Bahnhofsplatz) dagegen R’n’B. Das Planet (Klingenhofstraße) macht sich’s einfach und „liebt dich“, das Stereo (Klaragasse) sich, euch und „Go!Gitarre!Go!“, und das wird neun und hat zur Fete „Claire“ zu Gast.  Derweil das Jungvolk sich also kreuz und quer vergnügt, rottet sich das Altvolk wie gewohnt zu „Querbeat“ in der KK (Königstraße) und lässt sich vom House-Gewummer im Zentralcafé obendrüber ebenso wenig aus der Ruhe bringen wie vom „Crossfire“ ein paar Türen weiter im Nano – bis es vom „Gays & Friends Clubbing“ aus der Großen Liebe (Engelhardsgasse) hier herüber jodelt, muss schon viel passieren. Am Samstag haben die meisten Clubs dann zwar irgendwieeinbisschenoffen, fahren aber definitiv um zwei die Regler runter. Zeit für euch, den Pilsspelunken eures Kiezes einen Besuch abzustatten. Oder mir einen Adventskalender zu basteln. Ha!