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Der Guerilla- Präsident

Rodrigo Londoño ist besser als Timoschenko bekannt. Foto: dpa/Orlando Barria

Die politische Karriere des heute 58-jährigen Rodrigo Londoño Echeverri reicht weit zurück: Als Sohn eines aktiven Kommunisten war er schon im Kindesalter Mitglied der Kommunistischen Jugend Kolumbiens. Er studierte Medizin und trat 1976 den bewaffneten Streitkräften Kolumbiens (FARC) bei. Binnen zehn Jahren gelang ihm der Aufstieg in der Organisation. Zunächst wurde er eines der sieben Mitglieder des Sekretariats der FARC, welches die politische Steuerung innehat. Um sich mit den Guerilla-Strategien vertraut zu machen, reiste er mehrere Male nach Kuba. Politisches Training bekam er in Russland, woraufhin Londoño den Spitznamen "Timoschenko" nach dem ehemaligen Oberbefehlshaber der Roten Armee erhielt. 2008 verkündete Timoschenko den Tod des FARC-Gründers Pedro Antonio Marín, 2011 wurde er nach dem Tod von Alfonso Cano selbst Oberbefehlshaber. Auf sein Konto gehen Entführungen, Drogenhandel und Mord. Jahrelang stand er auf der Liste von Interpol.

Seit 2016 war Timoschenko mit der Aufgabe befasst, ein Friedensabkommen mit der kolumbianischen Regierung auszuhandeln. Zwei Forderungen, die ihm selbst besonders am Herzen lagen, war die Straffreiheit für alle Guerilleros, die freiwillig ihre Waffen abgeben, sowie die Möglichkeit, eine politische Partei aufzubauen. Beide Ziele hat er trotz zahlreicher Proteste von Teilen der kolumbianischen Zivilgesellschaft erreicht. Die Partei heißt Alternative Revolutionäre Stärke für die Gemeinschaft und trägt die gleiche Abkürzung wie die ehemalige Guerilla-Organisation. Mitte der Woche erhielt sie ihre Zulassung zu den Präsidentschaftswahlen im Mai 2018.

Aus Sicht der Ex-Guerilleros mag es nur plausibel sein, ihren ehemaligen Anführer als Präsidentschaftskandidaten vorzuschlagen. Für die Opfer der FARC fühlt es jedoch an wie blanker Hohn. Etliche Menschen in Kolumbien empörten sich daher über die Bekanntmachung, dass Timoschenko kandidieren werde.

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