Schon seit zwei Tagen läuft in meinem Kopf das nervtötende „Quit playing games with my heart" in Dauerschleife. Höre ich ein Lied, das den unnachvollziehbaren Kriterien meines Kopfes entspricht, kann es sein, dass ich nicht nur damit einschlafe, sondern auch damit aufwache. Die momentane Nummer Eins meiner Ohrwurm-Charts stammt aus einem Video. Darin steht ein Freund, damals vielleicht acht Jahre alt, in der Mitte eines Raumes, ein Stock als Luftgitarre vor die Brust gespannt, seine kleine Schwester als Leadsängerin neben ihm (die außer „heart" keine Zeile des Textes beherrscht), der kleine Bruder hüpft begeistert und konzeptlos um sie herum.
Es sind Momente wie dieser, die mir in meiner Erinnerung fehlen. Denke ich an meine Kindheit zurück, sehe ich keine Tanzparties im Kinderzimmer, keine Momente, in denen man seinen Geschwistern den Kopf abreißen will. Stattdessen sind meine Erinnerungen introvertiert, irgendwie abstrakt, und bestehen meist nur aus meinen eigenen Monologen. Ich bin als Einzelkind aufgewachsen - "aber mit Hund", füge ich manchmal dazu, wenn ich merke, dass jemand gleich an die Klischees denkt, die man so über Einzelkinder hat. Klischees, gegen die ich schon mein Leben lang ankämpfe. Eine Rolle, die sich irgendwie falsch anfühlt.
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