Katharina Horban

Freie Journalistin, München

10 subscriptions and 3 subscribers
Article

Pannenstart für „Digitale Grundbildung" in Österreich

Zum neuen Schuljahr führt Österreich in der Sekundarstufe I „Digitale Grundbildung“ als verpflichtendes Schulfach ein. Doch in den Wochen davor reißt die Kritik an der Umsetzung nicht ab. Das verantwortliche Ministerium leistet sich bei der Einführung des Fachs eine Panne nach der anderen.

Wer verstehen will, zu welcher Peinlichkeit die Einführung des neuen Schulfachs Digitale Grundbildung in Österreich geworden ist, ruft bei Martin Leyrer in Wien an. Der IT-Experte hat grundlegende Fehler im entsprechenden Schulbuch gefunden: So gelten dort das World Wide Web und das Internet als ein und dasselbe. Der Name von World Wide Web-Gründer Tim Berners-Lee ist falsch geschrieben. Die Turingmaschine wurde als tatsächlicher Computer und nicht als mathematisches Modell dargestellt. Und Abbildungen von Computern sind zum Teil sehr veraltet, es sind Anschlüsse von Rechnern aus den 1990er-Jahren zu sehen.

Leyrer nennt das haarsträubend. Im Gespräch mit Bildung.Table sagt er: „Die Qualität dieses Lehrbuchs spiegelt für mich den Stellenwert der IT in Österreich wider. Das finde ich den Lehrerinnen und Lehrern gegenüber, die dieses Fach ab Herbst unterrichten sollen, unfair.“ Zwar wird das Buch bereits überarbeitet, doch es bleiben Fragezeichen. Nach ersten Medienberichten über Leyrer und seine Fehlerliste erklärte ein Ministeriumssprecher, das Schulbuch sei bereits in Deutschland im Einsatz gewesen – und deshalb nur auf die Verhältnisse in Österreich angepasst worden.


... (€)


Erschienen am 17.08.2022 im Bildung.Table #72

Original