Katharina Horban

Freie Journalistin, München

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Freisinger Schüler nehmen an Jugendklimakonferenz teil

Am Freitag fand in München die zweite Jugendklimakonferenz mit Umweltminister Thorsten Glauber statt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

In München hat am Freitag die zweite Jugendklimakonferenz als Reaktion auf die "Fridays for Future"-Demos stattgefunden. Auch vier Schülerinnen aus dem Landkreis Freising diskutieren mit Umweltminister Thorsten Glauber.

Etwa 270 Schüler aus ganz Südbayern sind am Freitag zur zweiten Jugendklimakonferenz in München mit Umweltminister Thorsten Glauber in der Hochschule für Fernsehen und Film in München angereist, mit dabei auch vier Schülerinnen aus dem Landkreis Freising. Insgesamt 18 Workshops zu den Themen Mobilität, Konsum und Energie werden angeboten.

"Was stinkt mir? Was ist meine Vision?". Mit diesen Fragen beschäftigt sich Bianca Neuner im Workshop zum Thema Mobilität. Fliegen sei oft billiger als Bahnfahren, beklagt die Zehntklässlerin vom Josef-Hofmiller-Gymnasium. Bei der Diskussion bilden sich schnell Themenblöcke heraus: Der teure und schlecht ausgebaute ÖPNV, fehlende Radwege und Elektrotankstellen oder das Tempolimit sind nur einige davon. Die Schüler formulieren Lösungsvorschläge und wählen abschließend einen Gruppensprecher, der später ihr Anliegen im Plenum vertreten wird. Biancas größter Wunsch ist jedoch ein anderer: "Ich bin für das Wahlrecht ab 16. Die Demonstrationen zeigen doch, dass uns Politik wichtig ist. Wir wollen Veränderung."

Die 17-jährige Klara Wrusch vom Freisinger Dom-Gymnasium sitzt währenddessen im Audimax der Hochschule. Beim Workshop zum Thema Konsum fallen Schlagworte wie Containern, Plastikverbrauch oder Fast Fashion. Viele Ideen und wenig Zeit. Klara Wrusch hat ein Herzensthema, fordert ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung nach dem Vorbild Frankreichs: "Wenn man auf klimaverträglichen Konsum achtet, muss man den auch sozial gestalten." Um all diese Anliegen auf die Straße zu bringen, hatte die Elftklässlerin 20 ihrer Mitschüler für die weltweite Großdemonstration am 15. März motiviert. War nach dem ersten Mal Demonstrieren nur eine Teilnahme an der Klima-Mahnwache des Freisingers Ernst Hörmann für die Schüler verordnet worden, wurden nun Verweise ausgestellt. Trotzdem lobt Klara, wie überraschend positiv viele Lehrer reagiert haben: "Sie haben eingesehen, dass wir für eine bessere Zukunft auf die Straße müssen." Das ist wie ein roter Faden, der sich durch die Veranstaltung schlängelt. Alle scheinen das gleiche zu wollen, doch die Herangehensweisen unterscheiden sich.

In der Pause treibt einige die Frage um, ob die Konferenz nur deshalb veranstaltet wurde, weil der Politik die Erstwähler davonlaufen. Andere sehen die Veranstaltung positiver, wie Isabella Elbe. Die Zehntklässlerin vom Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn fühlt sich ernstgenommen. "Was Herr Glauber macht, ist definitiv ein Schritt auf uns zu - was das Kabinett jedoch aus den Beschlüssen der Konferenz macht, ist wieder eine andere Sache", grenzt die 15-Jährige ein. An ihrer Schule haben sie so einiges vor: Der im Februar gegründete Klima-AK ist für alle Schüler verpflichtend, die bei den Fridays for Future-Demonstrationen dabei waren. Isabella plant zum Beispiel eine Müllaktion, bei der sie den Müll, den alle Schüler an einem Tag produzieren, in der Schule auslegen will.

Im Plenum stellt sich der Umweltminister nun für knapp drei Stunden den 270 Schülern: "Wieso hat die Autolobby immer noch einen so großen Einfluss?", wird er gefragt. Viele Jugendliche sind gut informiert, zitieren aus Zeitungsartikeln und nennen konkrete Zahlen - was zu Lachern führt, wenn der Mittelstufenschüler sagt, dass er diesen Artikel dem Umweltminister nur empfehlen könne. Das größte Streitthema ist die Debatte um einen kostenlosen ÖPNV: Glauber argumentiert, kostenlos wäre ein enormer finanzieller Aufwand, denn irgendwer müsse immer zahlen. Zudem würde dies mit weniger Wertschätzung für den öffentlichen Nahverkehr einhergehen, wohingegen für ihn ein deutlich kostengünstigerer ÖPNV mit einer Leistungssteigerung verbunden sei. Schließlich wird abgestimmt und die Mehrheit der Schüler spricht sich für seine Position aus.

Bei der Diskussion um die Entkriminalisierung des Containerns muss sich Glauber von den Schülern erklären lassen, wie denn aktuell das Strafmaß aussehe. Hierzu fällt ihm nicht viel ein, sodass es schnell zur nächsten Frage geht. Mehr Unverpackt-Läden, weniger Plastikverpackungen und Aufwertung von Bioprodukten sind weitere Punkte beim Thema Konsum. Den Abschluss macht das Thema Energie: "Wir fordern einen schnellstmöglichen Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien und verpflichtende Solarpanels auf allen öffentlichen Gebäuden", heißt es von Seiten der Gruppensprecher. Und Glauber? Er teilt die Auffassung, dass man raus aus der Kohle müsse, zu 100 Prozent. Beim Spannungsfeld zwischen Artenschutz und erneuerbaren Energien hört die Einigkeit jedoch auf. Er muss letztendlich zugeben: "Das tut mir leid, das ist so. Manches kann ich nicht ändern!"

Meret Rutenberg will etwas ändern. Die Zehntklässlerin vertritt das Freisinger Camerloher-Gymnasium und sagt: "Ich faste gerade auf Plastik, zumindest versuche ich es. Da würde ich mir wünschen, dass es von der Politik mehr Unterstützung gibt." Ende Januar, als Schüler vom Camerloher das erste Mal demonstrieren gingen, schrieb sie im Namen aller einen Brief an die Schulleitung und erklärte, warum sie hingehen. Seitdem war sie freitags einige Male in München und hat eine klare Botschaft: "Ich fände es großartig, wenn auch viele Erwachsene erkennen, dass sich was ändern muss und wir es schaffen, sie anzusprechen. Sei es in ihrem Konsumverhalten oder dass sie auch mal einen Brief oder eine Petition unterschreiben - und so endlich aufgeweckt werden."

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