Im April hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung eingeladen, in der Görlitzer Synagoge über Toleranz und den Zustand unserer heutigen Debattenkultur zu debattieren. Katalin Vales beteiligte sich mein einem Impulsvortrag und als Gast auf dem Podium.
Für eine funktionierende Demokratie mit einer aufgeklärten Öffentlichkeit ist der freie Meinungsaustausch im gesellschaftlichen Diskurs unerlässlich. Ohne den faktenbasierten Dialog, welcher der Logik des besseren Arguments und nicht persönlichen Zuschreibungen folgt, kann keine Deliberation stattfinden. Doch verschiedene Gruppen sehen diese Möglichkeit zur freien Rede in Gefahr.
Einerseits fürchten einige Stimmen, aufgrund einer zunehmenden Political Correctness kein öffentliches Gehör mehr zu finden und von gesellschaftlichen Debatten ausgeschlossen zu werden. Der Begriff der „Cancel Culture" entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem polarisierenden Ausdruck. Andererseits steht dieser Wahrnehmung die Position gegenüber, dass gewisse Sprachfiguren und Begriffe soziale Ungerechtigkeiten replizieren und somit zurecht „ungehört" bleiben sollten. Die Veränderung der sprachlichen Normen als Ausdruck gesellschaftlichen Wandels stelle keine Beschneidung der Meinungsfreiheit dar, da diese lediglich ein Schutzrecht des Bürgers vor staatlichen Übergriffen darstellt und sich nicht auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirkt.
Welche Rolle spielen Moral und Toleranz in unseren heutigen Debatten? Welches Toleranzverständnis ist für eine aufgeklärte und inklusive Debattenkultur notwendig? Und wo verlaufen die Grenzen dieser diskursiven Toleranz? Diese Fragen möchten wir gern gemeinsam mit unseren beiden Referentinnen diskutieren.
Zu Gast waren die Journalistin Katalin Valeš und Prof. Dr. Rochus Leonhardt, Systematische Theologie, Universität Leipzig.