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Bertelsmann Stiftung: Medienanalyse zum Sarrazin-Buch "Deutschland schafft sich ab"

Die Fallstudie „Die Berichterstattung über Thilo Sarrazins Buch ‚Deutschland schafft sich ab‘“ untersucht die medialen Auseinandersetzungen über das umstrittene Buch in den Jahren 2010/2011. Im Fokus dieses polarisierenden Werkes stehen die kritischen integrationspolitischen Positionen des Autors. Der Fokus der vorliegenden Fallstudie liegt auf den Medien Print und Online. Punktuell wurden auch Radio- und Fernsehdebatten in der Zeit unmittelbar nach Veröffentlichung des Buches untersucht.

Die Analyse zeigt zunächst, welchen quantitativen Umfang die Berichterstattung hatte und identifiziert jene Beiträge, die für den Verlauf respektive für die unterschiedlichen Phasen des Debattenzeitraums prototypisch waren. Darüber hinaus bestand ein weiteres Ziel der Untersuchung darin, ein Schema zu entwickeln, das es ermöglicht, den Verlauf und den Tenor der Berichterstattung in Phasen zu strukturieren. Diese Phasen geben Auskunft darüber, welchen Tenor die Berichte hatten, aus welchem Handlungsfeld die Protagonisten stammten, auf die die Journalisten sich bezogen haben, und wie sich die untersuchte Debatte in Relation zu einem Konzept von evidenzbasierter Berichterstattung bewerten lässt.

Auf Grundlage dieses entwickelten Phasenschemas konnten Kipppunkte der Berichterstattung identifiziert werden. Vor allem interessierte hierbei, inwieweit sich daraus prospektive Annahmen über sinnvolle Interventionen in Debattenräume im Geiste des Evidenzparadigmas für sozialwissenschaftliche Phänomene ableiten lassen.

Auch sieben Fallbeispiele werden detailliert inhaltsanalytisch ausgewertet, die geeignet sind, typische und besonders bemerkenswerte Umgangsformen journalistischer Akteure mit den Thesen Thilo Sarrazins zu belegen. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stand hierbei zu untersuchen, auf welcher Kommunikationsebene die JournalistInnen die Auseinandersetzung mit dem Autor gesucht haben und wie Thilo Sarrazin den unterschiedlichen Zugängen seiner journalistischen Gesprächspartner begegnet ist. Im Zuge dessen wurde untersucht, auf welcher Kommunikationsebene er die Auseinandersetzung führt. Zusätzlich wurde untersucht, welche Rolle in den ausgewählten Fallbeispielen der Referenzrahmen Wissenschaft gespielt hat – sowohl bei Thilo Sarrazin, als auch bei den Journalisten.

Im Fazit der Untersuchung wird eine Bewertung der Performance der journalistischen Akteure hinsichtlich des Grades der Evidenzbasierung vorgenommen, die in der Auseinandersetzung mit den von Thilo Sarrazin aufgestellten Thesen deutlich wird.

Ziel dieser Aufbereitung ist es, fundiert darüber diskutieren zu können, wie sehr der Journalismus der spezifischen Herausforderung gewachsen war, die Debatte mit einem Autor zu führen, der seine Thesen mit Rekurs auf wissenschaftliche Evidenz verteidigt und wie weit der Journalismus bereit war, Sarrazins Bezugnahme auf Wissenschaft durch Recherchen selbst kritisch hinsichtlich ihrer Validität zu überprüfen.