Bis heute hat kein privates Unternehmen eine Raumsonde auf dem Mond gelandet. Der Google Lunar XPrize ist längst eingestellt, bei dem anfänglich 32 Teams um die erste Roverfahrt auf dem Erdtrabanten wetteiferten. Dabei gibt es manche Teams noch immer: Da ist etwa Karsten Becker von den PTScientists aus Berlin.
O-Ton 1: Karsten Becker 15:13
Wir wollen eine der Schlüsselfiguren sein, die es ermöglicht, dass dieses Moon Village relativ zeitnah zu einem vernünftigen Preis entsteht, damit wir einen Nachfolger zur ISS haben.
Und da ist Alain Berinstain vom US-Unternehmen Moon Express.
O-Ton 2: Alain Berinstain 00:08:33
If you look upon history at missions that space agencies have flown there are these one-off-never-the same-type of missions. They are big. So first of all our approach is one where we have a modular scalable approach where we're not going to redesign the mission every time we fly.
Übersetzer:
Wenn Sie sich die Liste der bisherigen Missionen der Raumfahrtagenturen anschauen, sind die allesamt Unikate – und sie sind groß. Unser erster Ansatz ist es daher, ein modulares System anzubieten, bei dem wir nicht jedes Mal die gesamte Raumsonde neu entwerfen müssen, bevor sie fliegt.
Beide Firmen eint, dass sie trotz beendetem XPrize weiterhin vorhaben, Raumsonden auf den Mond zu schicken – genauso wie zwei Teams aus Japan und Indien. Sie alle wollen auf dem Mond Geld verdienen. Alan Berinstein:
O-Ton 3: Alain Berinstain [00:01:02]
We have some customers already looking at doing astronomy from the moon for example and we even have a collaboration with an organization that is collecting people's remains to bring them to the moon as well with their ashes.
Übersetzer:
Wir haben bereits Kunden, die planen, auf dem Mond Astronomie zu betreiben. Eine andere Organisation möchte die sterblichen Überreste verstorbener Menschen zum Mond bringen.
Diese ersten Kunden dürften allerdings noch kein großes Geschäft bedeuten. Zudem hat Moon Express den Erststart seines tonnenförmigen Landers zum Mond auf 2020 verschoben. - Die PTScientists wollen im nächsten Jahr abheben, nachdem sich auch ihr Start immer weiter verzögert hatte. Auch an Bord ihrer Fahrzeuge und auf dem Landegestell gibt es Platz für zahlende Kunden, sagt der Vertriebsleiter des Entwicklungsteams, Torsten Kriening.
O-Ton 4: Torsten Kriening [00:05:49]
Für die erste Mission sind wir sehr stark dabei, reaktiv Payloadanfragen zu beantworten. Also Unternehmen kommen auf uns zu. Agenturen kommen auf uns zu und sagen: Mensch, wir haben gehört, ihr wollt zum Mond. Können wir die XY-Payload mit euch mitschicken?
Unter den Kunden sind gleichermaßen Privatunternehmen und vereinzelte Forschungsinstitute, die Instrumente oder Experimente beisteuern – doch derzeit leben die PTScientists noch von Sponsorengeldern. Damit ihr Geschäftsmodell langfristig funktioniert, wollen beide Raumfahrt-Startups nun auch die Raumfahrtagenturen von ihren Diensten überzeugen. Bei der NASA ist dieser Prozess bereits erkennbar: Die US-Behörde strich im April 2018 den bereits seit Jahren geplanten Ressource Prospector, eine Landesonde zur Suche nach Bodenschätzen wie Wasser, die Astronauten einmal nutzen könnten. – Die beinahe fertig entwickelten Instrumente des gestrichenen NASA-Rovers könnten möglicherweise mit Moon Express zum Mond gelangen. In Europa haben es die PTScientists schwerer: Zwar gab ESA-Generaldirektor Jan Wörner die Devise aus, bei der Rückkehr zum Mond auch Privatunternehmen stärker mit einbeziehen zu wollen. Doch ein geplanter ESA-Lander für die Mondoberfläche wird derzeit noch ganz klassisch bei der Raumfahrtagentur konzipiert.
O-Ton 5: Torsten Kriening 00:11:39
Die ESA muss natürlich lernen: Wenn ich mir ein Taxi rufe, was mich von A nach B bringt, dann vertraue ich einfach darauf, dass, wenn es als Taxi ausgewiesen ist, dass es diesen Job auch macht. Ich glaube, das ist ein Prozess. Da wird die ESA, wenn sie diesen Weg beschreiten möchte, also Space Exploration as a Service, erst noch hinkommen.
Mit anderen Worten: Die privaten Rover müssen wohl erst einmal auf dem Mond landen, um das Vertrauen der Raumfahrtagenturen zu gewinnen.
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