Unter uns
In einem anonymen Brief erreichten die BZ-Redaktion in Ettenheim eine abgeschnittene Schmucklilie und ein Stück Rinde. Offenbar ein Racheakt, vermutet der Leiter des Ettenheimer Bauhofs.
Es hatte etwas von einem Thriller, am Mittwoch in die Redaktion zu kommen. Dort wartete die Kollegin bereits mit einem mysteriösen Brief samt Inhalt. Anders als erwartet, waren es keine anonymen Hinweise auf dunkle Machenschaften im Ettenheimer Rathaus oder gar Verstrickungen in die Unterwelt, die ein Whistleblower ans Tageslicht bringen wollte.
Im Gegenteil: Es handelte sich um zwei Corpus Delicti - eine abgeschnittene Schmucklilie und ein Stück Rinde - wahrscheinlich von einem Kastanienbaum. Besonders skurril: Alle Zahlencodes auf dem Umschlag waren penibel mit einem Teppichmesser entfernt worden. Da wollte wohl jemand unbedingt unerkannt bleiben. Offensichtlich, das war schnell klar, war der Brief eine Reaktion auf den Bericht am Mittwoch in der BZ über die mutwillige Beschädigung eines Baums am Prinzengarten.
Doch was will der Absender eigentlich sagen? Eine mögliche Erklärung: "Das könnte eine Racheaktion von jemandem sein, der in der Stadt einen Strafzettel bekommen hat", sagte Bauhofleiter Markus Ohnemus. Bei der Blüte handle es sich um eine Lilie aus einem Kübel vor der Sparkasse, die Rinde gehöre zum Kastanienbaum am Prinzengarten.
Das geht schon mal gar nicht! Die Pflanzen sind schließlich nicht dafür verantwortlich, dass jemand offensichtlich die Parkregeln in der Stadt nicht versteht.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein solcher Brief in der Redaktion abgegeben wird, Adressat aber eigentlich die Stadt ist. Die hat nun genug: "Wir werden Anzeige erstatten", so Ohnemus. Und das ist richtig so! Eine Bitte an den anonymen Verfasser: Schreiben Sie das nächste Mal doch einfach einen echten Brief, in dem Sie ihre Sicht der Dinge schildern. Dann müssen wenigstens keine unschuldigen Pflanzen leiden. Denn, wie wir alle wissen, sind das auch Lebewesen.