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Eckard Riedel verteidigt seine Kritik

Schlossgarten Schmieheim

Von Karl Kovacs

Mo, 23. Oktober 2017 um 19:01 Uhr

Kippenheim

Eckard Riedel konkretisiert nach den Reaktionen auf seinen offenen Brief zur Umgestaltung des Schmieheimer Schlossgartens die Kritik an den vorliegenden Skizzen. Besonders Aussagen von Bürgermeister Gutbrod ärgern ihn.

Vor dem imposanten Renaissance-Schloss wartet der 83-Jährige schon. Er trägt Sakko, das Hemd steckt adrett in der Hose. In der Hand hält er diverse Unterlagen, Zeitungsberichte und natürlich seine eigene Planung zur Umgestaltung, die er 2015 ehrenamtlich erarbeitet hatte. Die, nebenbei, Ortsvorsteher Michael Hartmann schon damals gefiel. Eckard Riedel, der seit vergangenem Jahr seinen Ruhestand in Ainring (Oberbayern) verbringt und früher in Schmieheim gewohnt hat, möchte über seine Herzensangelegenheit sprechen.

Er mag die beiden von Kerstin Stern (Büro Kappis) Mitte September im Ortschaftsrat vorgestellten Skizzen nicht, daraus macht er keinen Hehl. Sie seien unbedarft. Riedel konkretisiert: "Die beliebige Verspieltheit der Linienführung verstehe ich nicht, und von den zitierten Stilelementen der Renaissance - die dem Objekt sehr wohl angemessen wären - ist nichts zu erkennen."

Was Riedel an den Stern-Vorschlägen noch stört? "Eine Art Kreisverkehr in Variante 2 mit einem Baum, der den freien Blick auf die eindrucksvoll renovierte Schlossfassade beeinträchtigt. Dabei sollte das Schloss die dominante Form sein, wenn man den Platz betritt." In der ersten Variante stößt Riedel sauer auf, "dass ausgerechnet die Grundrissform des Schulgebäudes Taktgeber für die Linienführung sein soll". Der angedeutete Wasserlauf würde die Nutzung des Platzes stören. Auch die Topographie östlich des Schlosses sei nicht berücksichtigt worden. Riedels Resümee: "Bei dieser Planung wäre es besser, man belässt den Schlossgarten, wie er ist."

"Die beliebige Verspieltheit der Linienführung verstehe ich nicht." Eckard Riedel

Auf die vom Gemeinderat beschlossene Vorgabe einer Durchfahrtsmöglichkeit geht Riedel ebenfalls ein. "Mein Vorschlag bietet sie durchaus, allerdings nur gelegenheitsbedingt." Soll heißen: Poller vor dem Schloss könnten entfernt werden, damit Autos von einer Seite auf die andere gelangen können. Für den Alltagsverkehr betont er weiter, sei dies aber nicht vorgesehen gewesen.

Durchfahrt nicht notwendig, wurde aber empfohlen

Ortswechsel: In Riedels ehemaligem Wohnhaus in Schmieheim legt er einen Leitzordner auf den Esstisch. Aus einem Pott nimmt der Pensionär einen Schluck Kaffee und legt das Verkehrsgutachten des Büros Fichtner auf den Tisch, das die Gemeinde 2016 in Auftrag gegeben hatte. Fazit: Die Durchfahrt wird als nicht notwendig angesehen, aber empfohlen. Dazu sagt Riedel: "Mein Vorschlag ist nicht alternativlos." Seine Skizze könne man leicht so überarbeiten, dass die Durchfahrt ermöglicht werde. Sie sei ohnehin als "Handlungsanregung für die Gemeindeverwaltung" gedacht gewesen.

Mit seiner Planung habe er bezweckt, die Außenanlage mit demselben Anspruch auf Vordermann zu bringen, wie einst das Schloss renoviert worden war. "Dabei hat mich der Gedanke geleitet, der heutigen Nutzung zu genügen und der historischen Bedeutung des Gebäudes Reverenz zu erweisen."

Wie bereits in seinem Brief fordert Eckard Riedel, die Gemeinde solle die Einschätzung der Denkmalschutzbehörde einholen. Seinen Entwurf habe er vorgelegt und es habe keine Bedenken gegeben. Die Planungen müssten dem kulturellen Anspruch des Schlosses und den Ansprüchen einer modernen Nutzung gerecht werden. "Um die angemessene Inwertsetzung zu erreichen, ist ein Ideenwettbewerb notwendig", betont Riedel daher. Dem Büro Kappis empfiehlt er, einen Experten der Landschaftsarchitektur ins Boot zu holen. Denn zu diesem Fachgebiet gehöre das Vorhaben in Schmieheim. "Und dieses Fachgebiet gehört nicht zum Leistungskatalog des Unternehmens."

Reaktionen mit Interesse verfolgt

Mit Interesse habe er die Reaktionen auf seine Kritik verfolgt, sagt Riedel ruhig, aber nicht ohne eine gewisse Befriedigung in der Stimme. Wenn es allerdings um die Aussagen von Bürgermeister Gutbrod geht, klingt er verärgert. Gutbrod hatte unter anderem gesagt, er schätze die Arbeit Riedels, seine Vision für den Schlossgarten werde es aber nicht geben, "denn vieles, was besteht, muss beibehalten werden, zum Beispiel die Parkplätze und die Möglichkeit der Durchfahrt" (die BZ hat berichtet). Mit genervter Stimme sagt Riedel: "Mich ärgert, dass der Bürgermeister so etwas sagt. Er kann meine Arbeit nicht schätzen, er hat nie das Gespräch über das Konzept mit mir gesucht oder sich die Arbeit erklären lassen."

Zum Argument Gutbrods, man sei an den Gemeinderatsbeschluss zur Planung gebunden, entgegnet Riedel: "Ich meine schon erlebt zu haben, dass selbst höchste Gremien ihren Beschluss einer besseren Lösung wegen gekippt haben." Nun hofft er, dass eine "förderliche kontroverse Diskussion" über die Zukunft des Schlossgartens stattfindet. "Im Interesse der Inwertsetzung des Objekts."

Ortsvorsteher Michael Hartmann war schon 2015 ein Freund von Riedels Vorschlag. "Ein Ideenwettbewerb hätte durchaus Charme gehabt", sagt er auf Anfrage der BZ. Riedel habe, so der Ortsvorsteher weiter, "nicht Unrecht mit seinem Brief". Die Diskussion in der Ortschaftsratssitzung und die Anregungen für die Planerin hätten gezeigt, dass Riedels Vorschlag bis heute Eindruck hinterlassen hat. "Aber das Thema ist jetzt durch."

Hartmann macht indes kein Geheimnis daraus, dass er mit den im Ortschaftsrat präsentierten Skizzen aus dem Hause Kappis nicht ganz zufrieden war. Dennoch betont er: "Wir müssen jetzt das Beste daraus machen und schauen, dass am Ende alle zufrieden sind." Planerin Kerstin Stern werde die Skizzen überarbeiten und die Vorschläge aus dem Gremium einarbeiten. Wie berichtet, soll das Konzept zur Umgestaltung des Schlossgartens im November öffentlich vorgestellt werden.

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