Alles scheint wie immer, als der dreizehnjährige Matthias an einem Frühlingsmorgen zur Schule fährt. Doch am Abend ist er tot, er hat sich umgebracht - und lässt seine Familie und seine LehrerInnen mit quälenden Fragen zurück.
Es ist kühl an diesem Morgen, ein Dienstag. Matthias steht auf dem Bahnsteig. Zur rechten Seite liegt der Wald, zur linken das Städtchen. Hier ist er aufgewachsen: Einfamilienhäuser mit grossen Autos in den Auffahrten, eine Kirche mit goldenem Wetterhahn und ein Schlösschen mit Rittersaal.
Irgendwo dazwischen, in einer der Gassen, die Rathaus-, Schul- oder Friedhofsweg heissen, steht ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert. Es gehört seinen Grosseltern, Matthias lebt bei ihnen. Wenn der Wind richtig steht, ist das Rauschen des Flusses zu hören. Im Sommer geht es mit dem Velo an den Baggersee. Ein guter Ort, um gross zu werden. So wirkt es jedenfalls.
Matthias ist dreizehn Jahre alt, er hat kurze braune Haare und blaue Augen. An diesem Frühlingstag trägt er einen dunklen Armeeparka und auf dem Rücken seinen Schultornister. Um kurz vor sieben kommt der Zug, Matthias steigt ein. Erst vier Stationen mit der Bahn, dann zwanzig Minuten mit dem Bus, das ist sein Schulweg, den er seit ein paar Jahren allein fährt. Morgens hin und abends zurück.
An diesem Tag wird er nicht zurückkommen.