Zum Schokoriegel gibt's einen Baum dazu. Konsumieren und dabei Gutes tun, lautet das Werbeversprechen. Hilft das wirklich gegen die Klimakatastrophe? Eine Reportage von Karl Grünberg.
Am Ende werde ich einen kleinen Wald gepflanzt haben. Mindestens zwanzig Bäume auf Madagaskar. Bestimmt drei in Zentralamerika. Außerdem einen Baum in der Eifel. Das war gar nicht schwer. Ich musste nur ein paar Schokoriegel kaufen, Kondome bestellen, ein „Avocado-Klima-Plus-Paket" erstehen, außerdem 120-mal im Internet etwas suchen sowie zweimal meine E-Mail-Adresse dalassen. Dafür hat man mich mit zwei Zertifikaten ausgestattet, die mir offiziell bestätigen, dass ich zu einer „nachhaltigeren Welt" beigetragen habe.
Ich shoppe, pflanze so Bäume und halte damit den Klimawandel auf? Das geht?
Wir stehen vor der „alles entscheidenden Herausforderung unserer Zeit", so dramatisch benennt es UN-Generalsekretär António Guterres. Auch wenn Corona den Klimawandel von der Prioritätenliste verdrängt hat und die letzte wirklich große Fridays-for-Future-Demonstration eine Ewigkeit her scheint: Die Erderhitzung geht weiter, ohne Pause. 2020 war sehr wahrscheinlich gemeinsam mit 2016 das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, wieder brennen in Australien die Wälder. Trotz E-Autos und Klimaneutralitätsabsichten einzelner Staaten - die Perspektive ist erdrückend, für mich, für meine Kinder. Umso mehr beschäftigt mich diese Sache mit den Bäumen. Kann die Lösung der Klimaprobleme wirklich so einfach sein?
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