Die Wörter Tod und Sterben kommen ihr so laut von den Lippen, dass die Gespräche an den anderen Tischen verstummen, hier in ihrem Lieblingscafé, gleich hinter dem Marktplatz in Greifswald. Kathrin Lubig, 34 Jahre alt, trinkt einen Cappuccino und isst einen Zitronen-Käsekuchen, denn heute ist Dienstag, ihr Genusstag. Es ist ein Genuss, den sie sich verordnet hat, den sie braucht, als Belohnung für ihren Ärzte- und Untersuchungsmarathon. Am Mittelfinger ihrer rechten Hand klebt noch das Pflaster von der Blutuntersuchung. Im Zwei-Wochen-Rhythmus, großes Blutbild, kleines Blutbild, so wird es weitergehen, bis es nicht mehr weitergeht. Doch Kathrin Lubig will, dass es weitergeht, will noch etwas von diesem Leben. Egal, wie lange dieses Weitergehen dauern wird, ein Jahr, fünf Jahre, zehn Jahre oder mehr - genaue Prognosen gibt es nicht.
Es ist ein bisschen verrückt. Man kennt Lubig. Meint zu wissen, was sie denkt und fühlt. Weiß, dass sie Brustkrebs hatte, dass sie Metastasen in den Knochen hat, dass ihre linke Brust abgenommen und dass ihr in die rechte Brust vorsorglich ein Implantat eingesetzt wurde. All das kann man wissen von ihr, ohne sie auch nur einmal gesehen oder mit ihr gesprochen zu haben. Denn Kathrin Lubig schreibt darüber.
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