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"Bavid Dowie": tiefgründige Lausbubenstreiche

Bunter Humor mit künstlerischer Tiefe: Eröffnung der Ausstellung "Bavid Dowie" In Stade mit den drei Künstlern Jonathan Meese, Daniel Richter und Tal R Foto: Michael Siegel

Stade - Unter dem Titel "Bavid Dowie" stellen die drei Künstler farbintensive, gestische Gemälde und Skulpturen in der alten Hansestadt Stade aus, die in Gemeinschaftsarbeit entstanden sind. Und was bewundern sie an dem britischen Popstar? David Bowie hat bei seinen Auftritten immer wieder Grenzverschiebungen inszeniert und sich neu erfunden, ein Umgang mit der Realität, der das Künstlertrio fasziniert.

Wortverspielter, gezielt irreführender Fingerzeig

Der Ausstellungstitel „Bavid Dowie“ ist der wortverspielte, gezielt irreführende Fingerzeig darauf, dass drei der erfolgreichsten Künstler unserer Zeit sich gemeinsam auf die Suche nach einer gemeinsamen Sprache, einem verbindenden Bewusstsein, vor allem aber offensichtlich nach substanziellem Unsinn machen. Quasi als augenzwinkernde Erben Bowies mit einer Prise mehr Humor und künstlerischem Chaos.

Dass Meese und Richter zusammenarbeiten, ist dabei nichts Neues. Schließlich wurde Meese schon um die Jahrtausendwende von Richter gefördert. Das Kunsthaus Stade zeigte bereits 2006 Werke der beiden in einer Gemeinschaftsausstellung. Mit Tal R erweitern die beiden Künstler ihre frühere Kooperation und kehren in die alte Hansestadt zurück.

Witz und chaotische Kritik

Die Ausstellung veranschaulicht die künstlerische Verwandtschaft zwischen Meese, Richter und Tal R. Die Drei erweitern geradezu lustvoll erlernte Sehmuster und verfremden sie. Dabei – und das gibt es in der Kunst nicht allzuoft – gehen sie mit Humor auf aktuelle politische und gesellschaftliche Themen ein. In kräftigen, farbstarken Bildern und frech,quasi postpubertären Skulpturen wie einer obszönen Bratwurst mit rosa Tüll. Mit Witz und jeder Menge chaotischer Kritik. Die skurrilen Objekte aus bunten Fundsachen und scheinbar dahingerotzten Papierarbeiten provozieren nicht wirklich; sie zaubern eher ein nachsichtiges Lächeln auf die Lippen und öffnen den Blick in die Sphäre jenseits von Sinnsuche.

Die humoristische Provokation können Touristen auch unabhängig vom Besuch des Kunsthauses erfahren, deren Weg unweigerlich zum Alten Hafen im Zentrum führt. Draußen vor der Tür des Kunsthauses haben die Künstler das historische Frachtschiff „Willi“ im historischen Hafenbecken von bunten „Aliens“ entern lassen.

Information:

Ausstellung bis 23. September 2018: "Bavid Dowie" im Kunsthaus Stade, Wasser West 7, Stade, Niedersachsen
T +49 (0) 4141 79 773 20 (Katalog seit Juni im Handel: 38 Euro)
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