Ein paar Mal im Jahr spazieren seltsame Fremde durchs Dorf, mit denen man nicht reden kann. Frauen und Männer in Hosen und festen Schuhen, die auch ohne Thanaka weiß im Gesicht sind. Die Kleinen im winzigen Kindergarten sind schon vorbereitet, und ganz aufgeregt. Schließlich haben sie mit ihrer Lehrerin „Bruder Jakob" auf burmesisch eingeübt. Dass die Fremden dann das Lied auch in ihrer Sprache singen, überrascht die Kinder nicht. Diese Art von Völkerverständigung haben sie schon erlebt.
Das Dorf Taung Ba, zehn Kilometer von Myanmars Touristenmagneten Bagan mit seiner mystischen Pagodenansammlung entfernt, hat außer diesen Deutschen noch keine Fremden gesehen. Es sollte wie viele Dörfer und Landstriche in Myanmar nach dem Willen der Militärregierung in der Sonderentwicklung abgeschottet bleiben.
„Das wird sich ändern", ist der ehemaligen Bürgermeister U Soe Maung überzeugt, nachdem Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi die Wahlen 2015 gewonnen hat. Er hat vor Jahren die Partnerschaft mit dem Veranstalter für Erlebnisreisen Gebeco in die Wege geleitet. Damals noch im Auftrag des Militärs. Die Partnerschaft sieht so aus, dass Erlebnisreisende einen Eindruck bekommen vom Leben auf dem Lande in Myanmar, wie Burna oder Birma seit einiger Zeit heißt. Im Gegenzug unterstützt Gebeco den Kindergarten und die Schule, bezahlt einen Teil der Lehrkräfte, lässt Brunnen und Toiletten bauen. U Soe Maung ist sichtlich stolz auf das Erreichte, und meint aber wohl eher die technischen Errungenschaften als die Investition in die Zukunft durch Bildung der Kinder.
Strommasten am Straßenrand und Handywerbung an den Bambuszäunen künden von einer neuen Zeit: Seit einem Jahr ist Taung Ba an die Stromversorgung angeschlossen. Zuvor gab es nur drei Stunden täglich Elektrizität aus einer Biogasanlage. 80 Familien haben schon einen Fernseher, fast jede der 260 Familien ein Handy. „Das Leben ist besser geworden", sagt U Soe Maung und nickt zufrieden.
Ein eigenes Handy, ein eigenes Moped: Das ist der Stoff, aus dem die Träume der Bauern und Tagelöhner von Taung Ba sind. Für die Arbeit brauchen sie noch keinen Motor, die Karren für die Sesam- und Erdnussernte oder die Wasserversorgung ziehen Zeburinder zuverlässig wie seit ewigen Zeiten. Nur fünf Einwohner der jetztigen Erwachsenengeneration haben das Weite gesucht, arbeiten in der Hauptstadt Yangun oder dem nahen Ausland. So wird es nicht bleiben. Nur ein Mädchen der 4. Klasse will Bäuerin werden, alle anderen etwas anderes. Lehrer zum Beispiel. Der Beruf ist noch hoch angesehen in Myanmar. Das Lied, das die Viertklässler den Gästen singen, ist komplizierter und länger: das Unabhängigkeitslied. Vor einem Jahr war es noch verboten.
Einige der 29 Schüler werden demnächst zur Mittelschule wechseln. Die ist einen halbstündigen Fußmarsch entfernt im nächsten, größeren Dorf. Ein großer Schritt für die Kinder. Die 3000 Pagoden der historischen Tempelstadt, über der morgens manchmal Heißluftballons aufsteigen, die Busse und Mopeds, Hotels und Restaurants, Souvenirshops und Märkte – all das haben sie noch nicht gesehen. Manchmal sind zehn Kilometer eben zu weit entfernt von der eigenen Wirklichkeit. Und da zählt es nicht, dass dort die neben Angkor Wat bedeutendste Ansammlung historischer Bauwerke der Welt steht. Das wird sich ändern. Dann sind auch die Gebeco-Reisende nicht mehr die einzigen Ausländer, die die Kinder zu Gesicht bekommen: Menschen, die keinen Longhi tragen und kein Thanaka im Gesicht und deshalb seltsam aussehen.
Informationen
Der Besuch des Dorfes bei Bagan, das vom Reiseveranstalter Gebeco unterstützt wird, gehört zum Reiseverlauf von Rundreisen in Myanmar. Preisbeispiel „Myanmar auf einen Blick", 11-Tag-Erlebnisreise ab 2.195 Euro. www.gebeco.de/reisen/2560016 Er ist auch Teil einer von elf Erlebnis-Kreuzfahrten, die eine Rundreise durch Myanmar mit einer anschließenden Kreuzfahrt auf der „Mein Schiff 1" durch Asien verbindet. Preisbeispiel „Myanmar und Meeresbrise", 17-Tage-Erlebnis-Kreuzfahrt ab 3.195 Euro. www.gebeco.de/reisen/256S000
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